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Episode 506: Better to Marry than Burn

 

Episode 506
“Better to Marry than Burn”

Drehbuch: Stephanie Shannon
Regie: Meera Menon

“But a MacKenzie wouldna burn.
A MacKenzie would survive.”

(Jocasta Cameron)

 

 

ACHTUNG: Der folgende Text enthält Spoiler. Nicht nur Spoiler zur Serie und der aktuellen Folge, sondern auch zu allen Büchern von Diana Gabaldon, die bis zum heutigen Datum erschienen sind.

Die OL-Reihe, sowohl als Buch als auch als Serie, ist die einzige Fan-Leidenschaft, die ich jemals in meinem Leben hatte und wohl auch haben werde. Mit Schrecken habe ich festgestellt, dass wir am Ende dieser Folge schon die Hälfte gesehen haben, was Staffel 5 an Episoden zu bieten hat. Daher ist es Zeit, ein kurzes Resümee zu ziehen – bis hierhin ist diese Staffel, bis auf wenige zu verschmerzende Ausnahmen, einfach grandios und besticht durch die vielen Charakterfolgen, in denen ich fast immer meine liebgewonnenen Buch-Charaktere wiederfinden kann. Auch in dieser Folge sind einige Buch-Ereignisse den Umständen der Serie angepasst worden, wie zum Beispiel Rogers Rolle in der Heuschreckenplage, aber, ich kann es nicht oft genug sagen, solange die Charaktere buchkonform bleiben, stören mich storytechnische Abweichungen nur selten.
Alle Hauptcharaktere sind in dieser Folge vertreten und jedes Paar hat seinen eigenen Handlungsstrang, der sich zwar unabhängig von denen der anderen entwickelt, der aber zusammen mit dem der anderen eine harmonische und gut strukturierte Folge ergibt. So ist es meiner Meinung nach eine sehr gute Idee gewesen, Roger und Brianna auf FR zurückzulassen, um Roger seinen Heldenmoment, seinen Triumph über die Herausforderungen des 18. Jahrhunderts zu geben. Sehr gefreut habe ich mich über die Anwesenheit von LJ, auch wenn es scheint, dass seine einzige Aufgabe in dieser Folge ist, mit allen heiratswütigen Frauen aus der Provinz zu tanzen. Auch wenn Davids Screentime diesmal eher sehr bescheiden ist und auch nicht wesentlich zur Handlung beiträgt, habe ich diese kurze Sequenz sehr genossen, denn es ist immer eine Freude, David als LJ zu sehen. Im Drehbuch gibt es zwischen Jamie und LJ noch eine längere Szene, in der LJ Jamie von Bonnet erzählt und von dem, was er seinem Duellpartner in Folge 502 angetan hat. Aber leider ist dieser Dialog dem Schnitt zum Opfer gefallen, aber wer ihn gerne nachlesen möchte, der findet diesen hier.

Das Costume-Department und auch die Abteilung von Gary Steele haben sich in dieser Folge mal wieder selbst übertroffen. Die Kostüme sind atemberaubend – nicht nur die der Frauen, sondern auch die der Männer, denn sie sind elegant, detailreich und unterstreichen durch ihre kostbaren Stoffe die gesellschaftliche Stellung, die Jocasta und ihre zahlreichen Gäste haben, sehr gut. Trisha Biggar hat bis jetzt mit ihren Kostümen sehr gute Arbeit geleistet und meiner Meinung nach füllt sie die großen Fußstapfen, die Terry hinterlassen hat, sehr gut aus. Das Einzige, was mir fehlt, ist Terrys Interaktion auf Twitter und die vielen Bilder und Hintergrundinformationen, die sie immer zu den Kostümen mit uns Fans geteilt hat.
Auch Gary hat sich mit seinem Pavillon und dessen Ausstattung erneut übertroffen. Dieses Set ist mit so viel Liebe zum Detail gefertigt worden, dass ich es wirklich sehr bedaure, dass Gary OL nach dieser Staffel verlassen hat und sich anderen Projekten widmen wird. Wie auch Terry hinterlässt er eine große Lücke, die hoffentlich von seinem Nachfolger auch ausgefüllt werden kann. Hier findet ihr viele Bilder von Garys Instagram Account, die uns seine wundervolle Arbeit zeigen: Link1  – Link2  Link3Link4

Chris Donalds Performance hat alles, was sein Charakter Phillip Wylie braucht, um auch in der Serie so zu erscheinen, wie er von Claire im Buch beschrieben wird und Jamies “wee gomerel” ist für uns Zuschauer das Sahnehäubchen seiner Charakterisierung.
Claires Beschreibung von Phillip Wylie aus Band 5:

“Philip Wylie war ein Lebemann. Ich war ihm bereits zweimal begegnet, und beide Male war er so sehr herausgeputzt gewesen, dass es einem schier den Atem verschlug: Satinkniehose, Seidenstrümpfe und alles, was dazugehörte, einschließlich gepuderter Perücke, gepudertem Gesicht und einem kleinen, schwarzen, halbmondförmigen Schönheitspflaster, das ganz hinreißend neben seinem Auge klebte. Jetzt hatte sich die Dekadenz allerdings ausgeweitet. Die gepuderte Perücke war malvenfarbig, die Satinweste war bestickt mit – ich kniff die Augen zu. Ja, mit Löwen und Einhörnern in Gold- und Silbergarn. Die Satinhose passte ihm wie ein zweigeteilter Handschuh, und der Halbmond war einem Stern neben seinem Mundwinkel gewichen. Mr. Wylie war ein Honigkuchenpferd geworden – mit Zuckerguss.”

(aus “Das flammende Kreuz” Kapitel 39 “Im Garten der Lüste” by Diana Gabaldon)

 

Was sonst noch wichtig ist
Die größte Abweichung von der Handlung im Buch ist der Moment, in dem Jocasta Jemmy zum Eigentümer ihrer Plantage macht und sie fortan mit Duncan das Anwesen nur noch verwalten wird, bis Jemmy alt genug ist, um River Run zu übernehmen. Ich kann zwar noch im Ansatz nachvollziehen, dass Jocasta sich über Rogers “I do not want your money. My wife does not want it. And my son will not have it. Cram it up your hole, aye?” aus Folge 501 hinwegsetzt, weil sie (fast) immer das bekommt, was sie will und sich es notfalls auch gegen den Willen ihrer Familienmitglieder nimmt. Aber ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, dass Jamie nicht nur einfach daneben steht und seine Tante nicht aufhält, sondern auch noch seine Unterschrift als Zeuge unter diesen Vertrag setzt. Ist es ihm egal, dass erstens die Eltern seines Enkelsohnes auch noch gefragt werden sollten und zweitens diese in der Vergangenheit nicht einverstanden waren? Ich tröste mich mit der Tatsache, dass es auf FR eine Off-Screen Unterhaltung im Familienkreis gegeben haben muss, in der Roger und Brianna ihr Einverständnis zur Übertragung von River Run auf ihren Sohn gegeben haben, denn anders kann ich Jamies Verhalten weder entschuldigen, noch erklären, denn er würde sich niemals über den Willen seiner Tochter und seines Schwiegersohnes hinwegsetzen.
Am Ende ist man meistens schlauer und daher wissen wir, dass die Übertragung von River Run einzig und allein dazu dient, dass Pippin Forbes zu dem abscheulichsten Widerling im OL-Universum sagen kann “Your son is now the proud owner of River Run.” Somit wird Jemmy, der jetzt ein reicher Mann ist, für Bonnet interessant und dieser kommende Handlungsstrang wird noch mehr dramaturgisches Potenzial besitzen, als er im Buch schon hatte, aber ich mag die Art und Weise, wie es dazu durch den Vertrag auf River Run gekommen ist, trotzdem nicht.
Apropos abscheulichster Widerling: Bonnet kann sich in so viel Samt und Seide hüllen, wie er will, trotzdem denke ich immer, wenn ich ihn so herausgeputzt sehe, dass man den Piraten zwar aus der Gosse kriegt, aber die Gosse niemals aus dem Piraten!

Die beiden Ladies, die sich über die Geburtenkontrolle a la Dr. Rawling unterhalten, lassen mich schmunzeln, genau wie Wylies Frage, wann Claires erster Ehemann gestorben ist. Claires “A lifetime ago” kommt dem, was der Wahrheit entsprechen würde, schon sehr nahe. Was wäre wohl passiert, wenn sie Wylies Frage mit “in 195 Jahren” beantwortet hätte?  Dann wäre diesem höchstwahrscheinlich vor Schreck sein Leberfleck ins Whiskyglas geplumpst.
Apropos Whisky: Entweder Claire schummelt bei dem Whisky und es ist gar nicht der, den Jamie auf FR brennt oder Wylie möchte sie unter allen Umständen beeindrucken, denn könnt ihr euch vorstellen, dass der FR Whisky, der gerade einmal 2-3  Jahre alt sein kann, wirklich so ein gutes Aroma hat, wie Wylie behauptet.

Tryon erwähnt Jamie gegenüber den “Act for Preventing Tumultuous and Riotous Assemblies”, auch bekannt als “Johnston Riot Act”,  der im Januar 1771 verabschiedet wurde und an den  “English Riot Act” aus dem Jahre 1714 angelehnt war. Unter anderem war es durch den “Johnston Riot Act” einer Gruppe von zehn Männern und mehr verboten, sich unter bestimmten Umständen zu versammeln. In unseren Corona-Zeiten, in denen es seit dem 23.03.2020 ein bundesweites Versammlungsverbot gibt, bei denen Versammlungen von mehr als zwei Personen, die nicht zum eigenen Haushalt gehören, verboten sind, erscheinen zehn Personen und mehr schon als Luxus und sind schon vergleichbar mit einer Massenveranstaltung. 

Endlich lernen wir auch Jocastas ominösen Fast-Ehemann persönlich kennen und was soll ich sagen, er ist ein etwas schüchtern wirkender, aber durchaus freundlicher und rücksichtsvoller Mann, der seiner zukünftigen Braut ein wirklich sehr romantische und einfühlsames Geschenk überbringt. Ich mag seine offene und ehrliche kleine Ansprache, aber was ich an dieser Szene nicht mag, ist die Art und Weise, wie Jocasta Duncan mit ihrem knappen “Thank you.” abkanzelt, um ihn offensichtlich schnell loszuwerden. Auch wenn Jocastas Herz einem anderen Mann gehört und sie enttäuscht und verletzt ist, dass nicht dieser am morgigen Tag am Altar auf sie warten wird, ist ihr Verhalten Duncan gegenüber nicht fair – er hat sie nicht zu dieser Ehe gezwungen, sondern er hat sie nur gefragt und sie hat “Ja” gesagt. Von daher hat Duncan in meinen Augen ein bisschen mehr Respekt und Freundlichkeit verdient und nicht das, was Jocasta ihm in dieser Szene anbietet. 

 

Roger & Brianna
Der Heuschreckenschwarm, der die Ernte auf FR bedroht, hat seinen Buch-Ursprung in “Ein Hauch von Schnee und Asche” (Kapitel 16 “Le Mot Juste”), wo sich aber Claire gegen diese Insekten stellt. Auch Rogers Lösung ist in der Serie anders, als die von Claire, aber ich mag es, wie die Serienverantwortlichen die Handlung für die Serie geändert haben, denn dieser Handlungsstrang ist stimmig und gibt Roger endlich die Möglichkeit das zu zeigen, was wirklich in ihm steckt.
Obwohl Roger von seinem Plan, das Feld in Rauch zu hüllen, damit die Heuschrecken sich erst gar nicht auf diesem niederlassen, sondern direkt weiterziehen, zwar überzeugt ist, zweifelt er immer noch an sich und seiner Idee, weil einfach viel zu viel auf dem Spiel steht. Wenn er versagt, dann verlieren die Frasers und die Pächter auf FR einen Großteil ihrer Ernte und werden im kommenden Winter hungern müssen. Brianna spricht ihm Mut zu, denn sie vertraut seiner Idee, seinem Urteilsvermögen und seinem Instinkt mehr, als er selbst. Auch sieht sie, das was Jamie immer schon gewusst hat, dass Roger ein Anführer, ein Captain sein kann, wenn er nur die Chance bekommt, es zu beweisen – denn die Pächter auf FR befolgen seine Anweisungen, vertrauen ihm ihr Leben an (denn ohne Ernte werden sie hungern und vielleicht sogar verhungern) und folgen ihm blind.
Nach Rogers Siegeszug gegen die biblische Plage kommt Lindsay zu ihm, um sich bei ihm mit den Worten “My family willna go hungry this winter, thanks to you — Captain.” zu bedanken. Nicht der eigentliche Dank ist in diesem Fall von Bedeutung, sondern das Wort “Captain” macht uns das ganze Ausmaß deutlich, das dieser Handlungsstrang hat – Roger hat sich an diesem Tag den Dank und das Vertrauen der Pächter erarbeitet und auch Jamie wird ihn mit anderen Augen sehen, wenn er von seinem umsichtigen und vorausschauenden Plan erfährt. “Maybe when Da returns he’ll promote you to Major.” – ich denke, in Brees Worten steckt das, was Roger so dringend gebraucht hat, die Anerkennung und die Akzeptanz seines Schwiegervaters, die er ihm jetzt nicht mehr verwehren wird, denn Roger hat sich in dieser bedrohlichen Situation bewiesen und Jamie gezeigt, dass er erstens ein Anführer sein kann, wenn er es sein muss und zweitens, dass er für Probleme seine eigenen Lösungen finden kann, die vielleicht nicht den Gängigen des 18.Jahrhunderts entsprechen, sondern für die er sich sein Wissen aus seiner Zeit zu Nutze macht.
Für mich ist das Geschehen auf FR der Schlüsselmoment, den die Beziehung von Jamie und Roger gebraucht hat, damit auf der einen Seite Jamie sieht, was für ein Potenzial in seinem Schwiegersohn steckt und auf der anderen Seite sich Roger nicht mehr klein und unbedeutend gegenüber Jamie fühlt und endlich aus seinem Schatten hervortreten und sich neben ihn stellen kann.

 

Jocasta & Murtagh
Einer der besten Szenen in dieser Folge ist meiner Meinung nach die zwischen Murtagh und Jocasta. Duncan und Maria sind beide alleine schon großartig, aber zusammen einfach phänomenal und bieten uns eine herzzerbrechende Performance, in der wir die Liebe und den Schmerz ihrer Charakter fühlen können.

Ich liebte die Eröffnungsszene – eine Rückblende, die Jocasta, ihren Ehemann Hector und ihre sechzehnjährige Tochter Morna zeigt, die im Jahre 1746 nach der verlorenen Schlacht von Culloden auf der Flucht sind und in dessen Verlauf Jocastas Tochter unter dramatischen Umständen ums Leben kommt. Diese ersten Minuten Sendezeit sind fesselnd, buchgetreu erzählt und schlimm mit anzusehen – mir bricht das Herz für die arme Jocasta, die ihre tote Tochter einfach am Straßenrand zurücklassen musste, ohne Begräbnis und ohne letzte Ehre. Die Szene ist zwar kurz, aber sehr gut gemacht, denn sie zeigt uns alles, was wir brauchen, um Jocastas Entscheidung im weiteren Verlauf dieser Folge besser verstehen zu können. Das Haarband ihrer Tochter, dass sie vor mehr als dreißig Jahren von Schottland nach Amerika mitgebracht hat, ist die einzige Erinnerung an Morna und der einzige Beweis, dass sie einst, in einer fast vergessen Zeit, eine Familie hatte. Denn so wie dieses Band all die vergangenen dreißig Jahre überdauert hat, so hat auch Jocastas Trauer und ihr Schmerz über den Verlust ihrer Töchter überlebt. “…But a MacKenzie wouldna burn. A MacKenzie would survive” – das hat sie all die Jahre gemacht, sie hat überlebt und weitergemacht und ist so zu dieser unglaublich starken und auch selbständigen Frau geworden, die sie heute ist. Aber Jocasta hat dafür einen sehr hohen Preis bezahlt, was ihre Worte “Her (Morna) bones may be there still, on the road, gone to dust, while I’ve sat here for thirty years, growing old in a palace made from the gold that took her from me.” bestätigen.
Es ist ungeheuer wichtig, dass wir Jocastas schmerzhaftes Geheimnis, das sie tief in ihrem Herzen all die vergangenen Jahren verborgen hat, nicht nur am Anfang der Folge sehen, sondern es auch in der Szene mit Murtagh noch einmal aus ihrem Munde hören. Nur so können wir verstehen, wie sie zu der Frau geworden ist, der Murtagh Fitzgibbons Fraser an diesem Abend gegenübersteht, wenn er sie bittet, auf ihn zu warten, bis er seinen Kampf zu Ende gekämpft hat. Nur so können wir nachempfinden, warum Jocasta Duncan Innes dem Mann vorziehen muss, den sie aus tiefstem Herzen liebt. Sie hat ihre drei Töchter verloren und musste ihr jüngstes Mädchen sogar tot am Straßenrand zurücklassen, nur weil ihr damaliger Ehemann sich an die Sache der Jakobiten verschrieben hatte. Aus diesem Grunde kann sie nie wieder einen Mann an ihrer Seite akzeptieren, für den seine Überzeugung und sein Kampf immer zuerst kommen wird und daher ist es für Jocasta besser, Duncan Innes zu heiraten, als ihrer Leidenschaft zu erliegen und auf Murtagh zu warten, so wie es auch der Episodentitel “Better to marry than to burn” sagt.
Murtagh ist bewusst, dass er dieser Mann ist, von dem Jocasta spricht, wenn sie zu ihm “The sort of man I swore I would never give my heart to again.” sagt. Auch wenn es ihm das Herz bricht, kann er für sie kein anderer Mann sein und so muss er sich kampflos ihrem Wunsch fügen, denn er hat nichts, was er ihrer größten Angst entgegensetzen könnte, außer er würde seine Überzeugung aufgeben und sich selbst verraten. “ I love ye, Jocasta MacKenzie. This world may change, but that willna change. I only wish I’d been brave enough to say it sooner.” – Murtagh weiß, dass er die Frau, die er liebt, vor wenigen Sekunden für immer verloren hat, aber er muss ihr seine Liebe gestehen, nicht, um sie mit billigen Tricks zurückzugewinnen, sondern damit beide diese Worte für immer in ihren Herzen bewahren können, denn auch wenn sie keine Zukunft haben, brauchen sie keine unausgesprochene Worte zwischen ihnen. 

Murtagh überreicht Jocasta in dieser Szene ein wunderschönes Schmuckstück, das ein Ebenbild seiner Brosche ist, mit der er das Stück Fraser Tartan an seiner Kleidung festgesteckt hat, das er seit Culloden bei sich trägt und das für ihn genauso viele Erinnerungen an bessere Zeiten bedeutet, wie für Jocasta das blaue Haarband ihrer Tochter. Übrigens nennt man dieses Schmuckstück, das Murtagh Jocasta als Geschenk überreicht, ein Luckenbooth. Die ersten Luckenbrooth gehen auf das späte 17. Jahrhundert zurück und sie wurden von Männern an ihre Angebeteten verschenkt, wobei das Muster meistens zwei ineinander verwobene Herzen war und als ein Symbol der Liebe galt. Wer mehr über diese Luckenbrooth erfahren möchte, der findet bei Wikipedia dazu noch einige Infos. 

 

Jamie & Claire
Die Ringszene ist gut gelungen und es ist interessant, sie nach all den Jahren live und in Farbe sehen zu können. Im Buch geht es Jamie nur darum, durch das Whist-Spiel mit Wylie seine angekratzte Ehre wiederherzustellen, aber in der Serie wird die Latte für das, was auf dem Spiel steht, noch etwas höher gelegt, denn es geht nicht nur um Jamies angekratztes Ego, sondern auch um einen Deal mit Wylie, um an Bonnet heranzukommen. “For her honor or for yours?” fragt Claire Jamie und er kann ihr darauf keine ehrliche Antwort geben, denn er weiß, dass die Verteidigung von Brees Ehre für ihn in diesem Moment eine eher untergeordnete Rolle spielt, auch wenn er zunächst vor Claire gegenteiliges behauptet, vielleicht auch nur, um vor sich die Bitte um Franks Ring zu rechtfertigen. Jamie geht es in erster Linie um Wiedergutmachung für sein Ego, das durch dieses in Seide gehülltes Honigkuchenpferd mit Zuckerguss beleidigt wurde, da Wylie versucht hat, seine Frau gegen ihren Willen zu verführen. Und nach den geltenden Regeln im 18. Jahrhundert erfordert dieser Affront eigentlich ein Duell mit Waffen, aber da das nicht möglich ist, duelliert sich Jamie mit seinem Gegner am Kartentisch und als Einsatz wird nur das akzeptiert, dessen Verlust den Verlierer richtig schmerzt. Nur leider hat Jamie die Rechnung ohne Wylie gemacht, denn auch dieser ist gekränkt worden und fordert daher im Gegenzug von Jamie auch einen Einsatz, der dem von Lucas ebenbürtig ist. Da in Wylies Augen Claire die Ursache dieser Kränkung ist – denn sie ist mit ihm in den Stall gegangen, unwissend, dass sich so etwas im 18. Jahrhundert für eine verheiratete Frau nicht gehört und dass es immer als stumme Einwilligung für ein Stelldichein gesehen werden kann – will er ihr das nehmen, an dem ihr Herz ganz besonders hängt – Franks Ring, den er nur wenige Stunden zuvor bewundert hat und daher weiß, was dieses Stück Gold Claire bedeutet.
“You may as well take both of them,” sagt Claire wutenbrannt zu Jamie und drückt ihm beide Eheringe in die Hand, denn wenn er ihr Franks Zeichen der Liebe nehmen kann, um seine Ehre wiederherzustellen, dann möchte sie sein Symbol der Liebe nicht mehr haben. Nicht nur Claire fühlt sich betrogen und nicht nur ihr Vertrauen zu Jamie ist zutiefst erschüttert, sondern auch Jamie ist tief verletzt, weil ihm Claire nicht blind vertraut, denn er würde unter allen Umständen Franks Ring zurückbringen, auch wenn er dafür Wylie in einer Nacht und Nebel Aktion überfallen oder sogar Schlimmeres machen müsste.

Obwohl Jamie siegreich von seinem Whist-Spiel mit Mr. Honigkuchenpferd zurückkehrt, merkt er, wenn er sichtlich angetrunken im Stall auf Claire trifft, dass er zwar Wylie in diesem Duell geschlagen und Franks Ring gerettet hat, die Angelegenheit für Claire aber trotzdem noch lange nicht vorbei ist. Sie beschuldigt Jamie, dass er seinen schottischen Stolz und seinen Hass auf Wylie und Bonnet zwischen sie beide hat kommen lassen und somit ihr Vertrauen missbraucht hat. Daraufhin entwickelt sich ein höchst emotionaler Streit, in dem man beiden ansehen kann, dass sie so aufgebracht sind, dass sie sich nicht nur mit Worten, sondern auch mit ihrem Körper wehren müssen. Die Szene hätte nur durch Sams und Caits ausdrucksvolle Mimik und durch ihre phänomenale Körpersprachen ein Highlight werden können, und obwohl beide hier wirklich ihr Bestes geben, schaffen sie es nicht, den zum Teil an einen Groschenroman erinnernden Dialog besser zu machen, als er ist. Allein schon Jamies Aussage “You’re a woman like no other, Sassenach, but don’t forget, you’re still a woman.” lässt mich ungläubig den Kopf schütteln, denn bei aller Liebe, das würde sogar unser TV-JAMMF niemals zu Claire sagen, auch nicht in Momenten höchster emotionaler Rage. Auch die an den Streit anschließende Sexszene kommt bei mir ganz anders an, als ich sie beim Lesen im Buch immer empfunden habe, denn dort ist die körperliche Vereinigung von Jamie und Claire die physische Fortführung des vorangegangenen Streits und wird von aufgestauter Wut, verletztem Stolz und gebrochenen Vertrauen dominiert. Hier in der Folge habe ich eher das Gefühl, dass Jamie und Claire ihren Streit schon verbal beigelegt haben und Claire nach der Ohrfeige, die sie an Jamie verteilt hat (auch hier: Augenrollen meinerseits), von Leidenschaft überrollt wird und sich Jamie hingibt. Auch Jamies Worte “Look down! Watch while I´m take you” aus dem Buch machen diese Szene leider nicht besser, wenn man das Buch kennt und genau weiß, wie sich dieser Moment zwischen den Frasers anfühlen könnte. Außerdem frage ich mich beim Zuschauen, wen oder was Claire überhaupt sehen soll, wenn Jamie seine Hosen und sie ihren Rock, Unterrock und ihr Unterkleid noch anhat? So wird in meinen Augen in der Serie leider aus einer Sexszene aus dem Buch, die eigentlich die physische Fortführung eines grundlegenden Streits, in der die verletzten Gefühle auf beiden Seiten ausgelebt werden, eine Szene mit Versöhnungssex. Mich interessiert es brennend, was ihr über die Szene denkt. Hat sie euch gefallen? Hat sie für euch den Ton des Buches getroffen? Oder habt ihr beim Zusehen das gleiche erlebt und empfunden, wie ich?

Am Ende der Stallszene erinnert Claire Jamie daran, dass Bonnet ihnen schon sehr viel genommen hat – Jamies ersten Ehering, das Leben ihres Freundes Lesley, die Unbeschwertheit ihrer Tochter und beinah das tiefe Vertrauen, das sie beide füreinander empfinden. Und auch, wenn sie Jamies Rachegedanken nachempfinden kann und in ihren Augen der Vergewaltiger ihrer Tochter lieber heute als morgen für seine Taten bestraft werden muss, warnt sie Jamie eindringlich, dass Bonnet und die Rache an ihm nie wieder zwischen sie kommen darf. Diesen Kampf können sie nur als eine Einheit gewinnen und selbst Bonnet ist es nicht wert, dass ihre Beziehung noch einmal in ihren Grundfesten erschüttert wird und dass jemanden von ihnen oder aus ihrer Familie durch die Jagd nach diesem Widerling zu Schaden kommt.
Apropos zugestoßen: Ich weiß zwar nicht, was Jamies Haaren in dieser Szene widerfahren ist, aber ich liebe seinen lockeren Zopf, aus dem sich einzelne Haarsträhnen hervor gestohlen haben. 

 

“ I think of all the great writers, so much truth in fiction.“ sagt Roger zu Brianna in dieser Folge und ich hätte meine Review nicht besser beenden könne, als mit diesen Worten. Obwohl Dianas Charaktere und das, was sie durchleben und was sie uns immer wieder lehren, nur Fiktion ist, steckt doch so viel Tiefgründigkeit, Wahrheit und und Realität in ihnen, das man oft vergisst, dass dies nicht die Geschichten realer Personen sind, sondern es sich nur um Dianas Fantasien handelt. Aber trotz allem sind die Fraser und auch die anderen Protagonisten in dieser Buchreihe so real, wie sie nur irgend sein könnten und wir freuen uns mit ihnen, trauern mit ihnen, leiden mit ihnen und sind jedes Mal, wenn wir Neuigkeiten von ihnen erfahren, beglückt. Alles in allem gehören die OL-Charaktere für viele von uns zu unserem Leben, wie unsere realen Familien und das ist etwas, was mir so bei keiner anderen Buchreihen widerfahren ist. Daher bin ich stolz darauf, ein Teil dieser großen OL-Familie sein zu dürfen.

Je suis prest!

@ Yvonne Pirch


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