Episode 605
“Give Me Liberty”
Drehbuch: Barbara Stepansky
Regie: Christiana Ebohon-Green
“Be careful.”
(Lord John)
ACHTUNG: Der folgende Text enthält Spoiler. Nicht nur Spoiler zur Serie und der aktuellen Folge, sondern auch zu allen Büchern von Diana Gabaldon, die bis zum heutigen Datum erschienen sind.
Mark me – wer hätte gedacht, dass diese Folge im Juni 1746 beginnt, wenn Flora MacDonald mit den Worten “over the sea to Skye” Bonnie Prince Charles (BPC) zur Flucht nach Frankreich verhilft. BPCs Gemeckere über seine Verkleidung und seine Situation ist so In-Character, dass es fast amüsant wäre, wenn man außer Acht lässt, dass er vor zwei Monaten nach der Schlacht von Culloden nur knapp mit dem Leben davongekommen ist. Etwas, dass die zweitausend auf dem Schlachtfeld gefallenen Jakobiten, die er in den Tod geschickt hat, nicht von sich behaupten können. Ganz zu schweigen von denen, die im Nachhinein ihren Verletzungen erlegen sind oder die die Inhaftierung durch die Briten nicht überlebt haben oder während ihrer Deportation in die Kolonien gestorben sind. Mark me – aber etwas Demut und Dankbarkeit würde unserem schönen Prinzen wirklich guttun.
Übrigens bin ich Flora MacDonald schon einmal begegnet – also genauer gesagt, ihrer Statue, die vor dem Inverness Castle thront und vom Castle Hill über den Ness schaut.
Den ersten Gänsehautmoment in dieser Woche erlebe ich, als Griogair Labhruidh den “Skye Boat” Song auf gälisch singt – ein sehr passender Beginn dieser Folge, in der Flora MacDonald eine zentrale Rolle spielt und die Loyalität zu den schottischen Wurzeln und der jakobitischen Vergangenheit vieler Kolonisten im Vordergrund steht. Auch die Opening Credits sind inhaltlich der Folge angepasst – so sehen wir diesmal keine Schnipsel aus dieser Staffel, sondern wir begleiten BPC dabei, wie er über das Meer zur Insel Skye segelt.
Wenn die Title Card dieser Woche auf dem Bildschirm erscheint, geht Griogair Labhruidh Gesang in eine instrumentale Version des “Skye Boat” Song über, der durch Querflöten und Trommeln einen militärischen Touch erhält. Die Title Card zeigt die Flagge der Patrioten aus der Zeit der Amerikanischen Revolution (auch bekannt als Gadsden Flag), auf der neben der Schlange als Symbol auch die Abkürzungen der Staaten zu sehen sind, die sich der Revolution angeschlossen haben bzw. anschließen werden. Die musikalische Untermalung und die Title Card bilden eine wunderbar gelungene Komposition, die den Namen der Episode “Give me Liberty” ergänzt.
Übrigens bin ich der Meinung, dass sich das Kostüm-Departement für die wundervollen Kleider, die die Frauen auf dem Empfang in Wilmington tragen, ein großes Lob verdient hat – besonders gut gefällt mir das von Claires.
Für mich ist diese Episode die Schwächste in dieser Staffel und sie wirkt auf mich wie eine Brücke zwischen der Handlung der ersten vier Folgen und den noch Verbleibenden. Ein Großteil des Geschehens ist adaptiert, da es kaum wortwörtliche Buchszenen gibt und viele Ereignisse sind bis auf ihren Kern reduziert. Auch wurde kräftig an der Timeline des Buches geschraubt, wenn Jamie und Claire nicht auf River Run, sondern in Wilmington auf Flora MacDonald treffen. So können die Serienverantwortlichen fünf Fliegen mit einer Klappe schlagen: das französische Gold, Jamies Treffen mit Cornelius Harnett und den Sons of Liberty, Jamies und Lord Johns “Good Bye”, Fergus Zukunft als Drucker und der Angriff auf die Druckerei in Wilmington. Übrigens eine Szene, die im Vergleich zum Buch absolut blass, unbeholfen und unscheinbar rüberkommt. Nichts und niemand, auch nicht ein bezaubernd liebenswerter Lord John mit geteertem Besen als Verteidigungswaffe, kann meinen Buch-Jamie übertreffen, wenn er in seinem Kilt mit humorvollen Verwünschungen die Druckerei gegen einen wütenden Mob verteidigt.
Diese Folge ist vollgepackt mit kleinen Szenen, manche davon unterhaltend, manche davon Basis für weitere Plots, manche wichtig und manche schön anzusehen. Alle Charaktere sind in der ein oder anderen Art und Weise involviert, aber für mich sticht einer besonders hervor – Lord John! Und das Erscheinen meines Lieblingscharakters (ebenbürtig mit Jamie) macht die Folge für mich perfekt, egal, was in den sechzig Minuten sonst noch geschehen wird.
Was für ein Zufall, dass die Schauspielern, die Flora MacDonald spielt, Shauna Macdonald heißt. Da bekommt die von Flora MacDonald getätigte Aussage “I fear I should need a chart of lineage to distinguish all these MacDonalds from one another.” gleich eine ganz andere Bedeutung. Meiner Meinung nach spielt Shauna Macdonald ihren Charakter sehr eindrucksvoll, denn ich kann die innere Zerrissenheit der einstigen Fluchthelferin von BPC spüren. Zum einen schlägt in ihr immer noch ihr jakobitisches Herz, das sich gegen Loyalität gegenüber den Briten sträubt. Zum anderen wünscht sie sich nach ihren Erfahrungen und den Entbehrungen nach Culloden ein Leben in Frieden und Harmonie. Wie so oft im Leben muss auch Flora MacDonald am Ende eine Entscheidung treffen und sie entscheidet sich für den vielleicht bequemeren Weg, denn sie bittet die Anwesenden treu zu Krone zu stehen.
Habt ihr übrigens auch das Osterei gefunden, dass die Serienverantwortlichen für uns Buchleser in dieser Folge versteckt haben? Ich gebe nur ein Stichwort: “The Balls of Stephen Bonnet”! hatte.
Kleine erwähnenswerte Schnappschüsse
- Jemmy und sein besonderer Vogel alias Holzflugzeug
- Malva, der Teufel herself – Hände hoch, wer auch denkt, dass Jessica für ihre Darstellung mindestens eine Emmy-Nominierung verdient hat. Besonders gut gefallen hat mir die Sequenz zwischen ihr und Roger, wenn er Malva in der Kirche inflagranti mit Obadiah Henderson erwischt. Malvas Reaktion ist absolut auf den Punkt und auch Roger reagiert perfekt.
- das französische Gold, von dem Jocasta in ihren Alpträumen spricht
- Murtaghs Andenken, dass Jamie und Jocasta bewahren – Ich vermisse ihn auch, sehr sogar und kann daher gut Jamies Aussage “She lost her heart.” nachempfinden, wenn er über den Schmerz seiner Tante spricht.
- selbstverständlich bekommt die Kirche auf Frasers Ridge eine Glocke, etwas anderes wäre ja auch nahezu undenkbar, wo doch bereits letzte Woche die Fenster eingebaut waren – Sarkasmus aus!
Das Wasserrad am Fluss
In der Szene mit den Mädels of the Ridge erleben wir Zuschauer, wie viel Story und Plot man bei gekonntem Schreiben eines Drehbuches in zwei Minuten Sendezeit unterbringen kann.
Wir treffen Bree, Marsali, Lizzie und Malva am Fluss, die gemeinsam durch die Botanik streifen, um nach dem besten Standort für ein Wasserrad zu suchen. In dieser Sequenzen finden vier Handlungen gleichzeitig statt.
Erstens zeigt uns der Moment, dass Bree fortlaufend Dinge mit ihrer Ingenieurskunst erfindet, die das Leben auf der Ridge einfacher machen. Hoffentlich findet ihr Wasserrad und ihr Aquädukt mehr Anerkennung und Lob als die Streichhölzer. Zweitens erfährt Bree, dass viele auf der Ridge bemerkt haben, dass Roger viel Zeit bei den McCallums verbringt und dass dieses dank Malvas Kommentar “She’s a widow. Lonely with those two young children, no doubt.” zu unerwünschten und auch unnötigen Gerüchten führen könnte. Drittens stoßen die Mädels auf den Liebeszauber “Venom of the North Wind”, der später noch eine wichtige Rolle spielen könnte. Übrigens finde ich es sehr abstoßend, dass Malva dem armen toten “Sin Eater” mit einem stumpfen Messer die Finger abschneidet, um für Nachschub für ihren Liebeszauber, den sie heimlich im Wald praktiziert, zu sorgen. Und last but not least erinnert uns diese Szene daran, dass Lizzie immer noch an Malaria leidet.
Pastors Katze ist eine unvorsichtige Katze
Der Plot um Roger und Amy MacCallum ist meiner Meinung nach sehr gut ausgearbeitet. Beide verbindet das Heimweh nach Schottland und die Sehnsucht nach ihrem alten Leben, obwohl Rogers Vergangenheit mehr in der Zukunft liegt, als Amy es sich vorstellen kann.
Es ist herzerwärmend, Roger in dieser Szene singen zu hören, so als ob das Hängen niemals geschehen ist, da, anders als im Buch, er in der Serie nach der Schlacht von Alamance seine Singstimme nicht verloren hat. Mir macht diese Abweichung von der Handlung im Buch übrigens gar nichts aus, denn Hand aufs Herz – wer von euch hört Roger/Richard nicht gerne “The Northern Lights of Old Aberdeen” singen?
Roger und Amy verbringen viel Zeit miteinander und es ist wirklich schade, dass ein Mann nicht hilfsbereit, aufmerksam und nett sein darf, ohne dass gleich die gesamte Gemeinschaft “Verrat und Betrug” schreit. Bree macht Roger deutlich, dass die Leute über ihn und Amy reden. Er sieht aber nicht, warum seine Hilfsbereitschaft ein Problem sein könnte, denn er liebt seine Frau über alles und es würde ihm niemals in den Sinn kommen, sie mit Amy zu betrügen. Außerdem gesteht er Bree “I have a weakness for young mothers.” Ich kann ihm da nur zustimmen und ihn eindringlich daran erinnern, dass ihm diese “Schwäche” das letzte Mal fast sein Leben gekostet hat. Er sollte dringend an Morag MacKenzie und die Ereignisse nach der Schlacht von Alamance denken. Roger gibt zu, dass Amy seinem Ego schmeichelt, denn er sagt zu Brianna “Ye’re so capable.” Brianna ist eine starke und unabhängige Frau, eine echte Macherin, neben der sich Roger manchmal unbedeutend und ungebraucht fühlt – Buchleser wissen, dass dieses vertauschte Rollenbild auch zukünftig bei den MacKenzies zu Eheproblemen führt. Nichtsdestotrotz liebt er Bree nicht trotz ihrer Stärke und Unabhängigkeit, sondern gerade deswegen. Die Serienverantwortlichen haben sich für eine im Vergleich zum Buch ruhigere Variante des Konfliktes zwischen Roger und Brianna bezüglich Amy MacCallum entschieden, denn im Buch sucht ihn Bree mit der ganzen Bandbreite des Fraser-Zorns heim.
Spätestens dann, wenn Roger von Amy zum Essen eingeladen wird und sich am Kopf des Tisches wiederfindet, muss er sich eingestehen, dass Brianna vielleicht doch Recht hatte, mit dem, was sie zum ihm gesagt hat. Denn auch, wenn er Amy nur auf einer platonischen Ebene begegnet, scheint sie seine Hilfsbereitschaft anders verstanden zu haben.
Das Einzige, was mich an dieser Sequenz wurmt, ist, dass Aidan es nicht erwarten kann, dass Roger ihm Geschichten über seine Gefangenschaft bei den Mohawks erzählt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Roger freiwillig und zu Unterhaltungszwecken seine Zeit bei den Mohawks preisgibt. Denn es war für ihn kein Erholungsurlaub in der sonnigen Südsee, von dem man gerne und ausschweifend berichtet, sondern eine verdammt harte und traumatische Erfahrung. Was soll er einem kleinen Jungen über sein “Abenteuer” bei den Indianern erzählen? Wie sie ihn verschleppt haben? Wie sie ihn gefoltert haben? Wie sie ihn wie den Dreck unter ihren Nägeln behandelt haben? Oder wie sie einen Mann bei lebendigem Leib verbrannt haben und seine Geliebte sich zu ihm ins Feuer gestellt hat? Keine großen und spannenden Abenteuer, die man einem kleinen Jungen als Gute-Nacht-Geschichte erzählt, oder?
Übrigens darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass wir Nachwuchs auf Frasers Ridge erwarten – Brianna ist schwanger und die Freude steht Roger ins Gesicht geschrieben, als sie ihm die frohe Botschaft mitteilt. Ist euch auch aufgefallen, dass in dieser Szene das Roger & Brianna Theme in das Frasers Ridge Theme übergeht – ein Hinweis, dass die Gemeinschaft auf Frasers Ridge weiter wachsen wird.
Fergus Fraser – Printer
Letzte Folge hörte ich die Nachtigall trapsen, als Jamie und Fergus in Erinnerungen bezüglich ihrer Zeit in Edinburgh geschwelgt haben. Diese Woche wird dieses Erinnerung zu Realität, denn Fergus geht mit seiner Familie nach New Bern, um dort eine Druckerei zu übernehmen.
“The last time I sent a man to River Run, you bought him a print shop in New Bern, and I lost a son.” sagt Jamie zu seiner Auntie Jocasta, wenn er sie ihn Wilmington trifft. Nicht, dass er Fergus nicht von ganzem Herzen sein neues Leben und seine neue Aufgabe gönnt. Aber Jamie mag es ganz und gar nicht, manipuliert zu werden, auch nicht von seiner Auntie und auch nicht, wenn sie nur die besten Absichten hat, wenn sie Fergus eine Druckerei kauft. Ich mag es übrigens auch nicht, dass im Gegensatz zum Buch nicht Jamie derjenige ist, der Fergus seine neue Perspektive verschafft, denn es ist sein Sohn und seine Verantwortung.
Liberty
Jamie und Claire haben sich eine Auszeit von der Ridge gegönnt, um sich ein paar nette Tage in Wilmington zu machen. Da nett und Frasers niemals funktioniert, verläuft auch der Aufenthalt in Wilmington anders als geplant. Aber bevor die große Show startet, erhalten wir durch Jamies und Claires Unterhaltung geschichtliche Backgroundinformationen über Flora MacDonald und ihre Rolle während und nach dem letzten Jakobitenaufstand. Hier und hier erfahrt ihr noch mehr über das Leben und Streben der Flora MacDonald.
Jamie trifft kurz nach seiner Ankunft das erste Mal auf Cornelius Harnett, der auch ein Freimaurer ist – zu erkennen an dem Ring an seinem linken kleinen Finger. Jamie gibt sich ihm durch den Freimaurergruß zu erkennen und die Aussage, die hinter dieser besonderen Begrüßung steckt, ist klar: Harnett kann Jamie vertrauen. So kommt es, dass er Jamie einlädt, an dem nächsten Treffen der Sons of Liberty teilzunehmen.
Übrigens waren die Sons of Liberty eine Gruppe von Provokateuren in Nordamerika, die sich aktiv gegen die Kolonialmacht der Briten gestellt haben, wobei sie vor dem Einsatz von Gewalt nicht zurückgeschreckt sind, um ihre Ziele zu erreichen.
Was mir an dem späteren Zusammentreffen von Jamie und den Sons of Liberty gefällt, ist, dass Jamie sich für Menschenrechte und Meinungsfreiheit einsetzt, wenn er die aufgebrachten Anwesenden mit der Frage “Is it liberty when men are cowed into silence, or threatened into submission?” zum Nachdenken animiert. Auch die Gegenseite hat ein Recht auf ihre Meinung und ihre Sicht der Dinge und echte Freiheit bedeutet, andere Meinungen gelten zu lassen und diese zu respektieren. Ob JAMMF wohl der “Erfinder” der Meinungsfreiheit ist?
Alles in allem haben die Serienverantwortlichen Jamies missliche Lage und seine Position “zwischen den Stühlen” gut dargestellt, denn auch wenn in Jamies Brust das Herz der Freiheit schlägt und er für die Unabhängigkeit Amerikas kämpfen will, bleibt für ihn ein fader Beigeschmack, denn er setzt dadurch seine Freundschaft zu Lord John aufs Spiel und vielleicht auch die Möglichkeit, seinen Sohn wiederzusehen.
True North
Immer wenn David auf dem Bildschirm erscheint, zaubert er mir ein Lächeln ins Gesicht, denn es ist endlich wieder Lord John Zeit!
Auch diesmal hat mich David begeistert, denn es ist großartig, wie er seinen Charakter spielt. Lord John ist ein Meister im Verstecken seiner wahren Gefühle, besonders wenn es um die für Jamie geht. So zeigt David uns nur durch ein kleines Lächeln, ein Heben des Kopfes oder einen Blick subtil, aber effektiv, dass sich das Herz seines Charakters immer noch nach Jamie sehnt.
Nach den Opening Credits startet die Folge mit Lord John und dem neuen Gouverneur von North Carolina, Josiah Martin, der Jamies Rücktrittsschreiben als Indianeragent in seinen Händen hält. Für einen absoluten Lord John Fan wie mich eine willkommene Adaption der Handlung aus dem Buch, denn dort treffen wir ihn nicht persönlich, da er mit Jamie nur durch Briefe kommuniziert. Gleich die ersten Sekunden mit Lord John entlocken mir ein kleines Awwww, wenn er auf die Frage von Gouverneur Martin, ob Jamie ein Freund von ihm ist, mit “One of my dearest.” antwortet. Gott und wir Buchleser allein wissen, wie dear Jamie für Lord John ist. Ich wünsche mir bestimmt zum Millionsten Mal, dass Diana sich irgendwann seiner erbarmt und ihm entweder einen Mann an seine Seite schreibt, der ihn liebt und wertschätzt, so wie er es verdient hat. Oder, dass Jamie sich endlich ein Herz fasst und zusammen mit ihm in den Sonnenuntergang reitet. Ich weiß, dass letzteres niemals passieren wird, aber ein Fangirl darf doch träumen, oder? Vielleicht wird es Zeit für eine von mir geschriebene FanFiction Story über Jamie und Lord John, in der Jamie seine tiefen, romantischen Gefühle für seinen besten Freund entdeckt und auslebt.
Die beiden Freunde treffen in Wilmington auf der Veranstaltung, auf der Flora MacDonald spricht, überraschend aufeinander. Lord John entdeckt Jamie zuerst und allein Jamies Anblick lässt in seinem Gesicht die Sonne aufgehen.
Als Lord John Jamie anschließend voller Stolz von William berichtet, klingt das alles sehr beeindruckend. William schlägt ihn fast täglich im Schach, er diskutiert über Politik, ist an Geschichte interessiert und verfügt über ein großes Wissen im Bereich Literatur und modernen Sprachen. Na, erkennt ihr in William jemanden wieder? Genau, er ist seinem Vater, also seinem biologischen Vater, sehr ähnlich, denn auch Jamie liebt das Schachspielen, ist immer schon politisch engagiert gewesen und hat ebenfalls ein Faible für Sprachen, denn er spricht neben Gälisch und Schottisch auch noch Französisch, Griechisch und Latein. Wen wundert es da noch, dass Lord John ins Schwärmen kommt, wenn er von William erzählt, der in manchen Dingen wie eine Mini-Ausgabe der Liebe seines Lebens ist. Leider übersieht er dabei, dass es Jamie schmerzt, so viel Gutes über seine Sohn zu hören, das er verpasst.
Die letzte Begegnung zwischen Jamie und Lord findet kurz vor Jamies Treffen mit den Sons of Liberty statt. Jamie gesteht seinem Freund, dass er für die Freiheit und für die Revolution kämpfen wird. Sehr interessant ist es, dass die Unterhaltung der beiden auf zwei Ebenen stattfindet. Zum einen diskutieren hier zwei langjährige Freunde miteinander, die sich in dem aufkommenden Krieg gegenüberstehen – das allein kann schon zum Problem und zur Bewährungsprobe für ihre Freundschaft werden. Zum anderen gibt es eine emotional tiefere Ebene, zumindest für Lord John und ich denke, dass auch Jamie die Botschaft empfängt, die sein Freund ihm unausgesprochen sendet. “…and you… you may lose your life.” sagt er zu Jamie und die nackte Angst steht ihm ins Gesicht geschrieben. Dieses Geständnis laut auszusprechen und seine Gefühle in Worten zu fassen, kostet Lord John viel Kraft, weil er ein zweites Mal ansetzen muss, um seinen Satz zu vollenden. Denn was wäre, wenn Jamie etwas passieren sollte, wenn der schlimmste Fall eintritt? Dann verliert Lord John nicht nur seinen besten Freund, sondern die Liebe seines Lebens, seinen True North. “Be careful.” bittet er Jamie mit Tränen in den Augen und in diesen Worten und in Lord Johns Mimik liegt so viel mehr Wahrheit, als er sich zu sagen traut – ich habe Angst, dass das hier das Ende unserer Freundschaft ist; ich habe Angst, dich nicht mehr wiederzusehen; ich habe Angst, dich zu verlieren; ich habe Angst, in einer Welt weiterleben zu müssen, in der du nicht mehr bist.
Obwohl dieser Abschied nicht die Endgültigkeit wie im Buch hat – denn dort informiert Jamie in einem Brief seinen Freund, dass sie sich aus Sicherheitsgründen nicht mehr schreiben können – ist es trotzdem ein Abschied auf unbestimmte Zeit und er ist deshalb nicht weniger traurig und herzergreifend. An dieser Stelle würde ich Lord John sehr gerne einmal oder noch lieber zweimal in den Arm nehmen und fest drücken. Lieber Gott, erbarme dich doch endlich und gib diesem Mann die Freiheit, offen den Menschen lieben zu dürfen, der für ihn alles bedeutet – auch, wenn diese Liebe niemals erwidert werden kann.
Eine perfekte Szene mit perfekt transportierten Emotionen, die leider ein wenig unperfekt wird, weil es meiner Meinung nach Out-of-Character für Jamie ist, Lord John zu bitten, ihn zu decken und die britischen Soldaten davon anzuhalten, das Treffen der Sons of Liberty zu stürmen. Denn Buch-Jamie würde niemals Lord John um einen solchen Gefallen beten und seinen besten Freund gegebenenfalls in Gefahr bringen.
The Bridge over the River Kwai
In der letzten Szene dieser Episode treten Jamie und Claire die Heimreise an, als Claire plötzlich aus der Ferne ein gepfiffene Melodie hört. Die Melodie kommt ihr bekannt vor und mir auch, denn wer kennt sie nicht, die Werbung mit dem kleinen Kräuterschnaps. Aber eigentlich ist es kein Werbesong, sondern der “Colonel Bogeys Marsch” aus dem Film “Die Brücke am Kwai”, der 1957 erschien.
Während Claire sich noch wundert, ob ihr Gehör ihr einen Streiche gespielt hat, wechselt die Szene in eine Gefängniszelle, in der ein Mann mit langen Haaren einen kleinen grünen Edelstein in der Hand hält – mit zu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit der, der Flora MacDonald kurz zuvor gestohlen wurde. Donner! stelle ich erstaunt fest – der Zeitreisende, der in Folge 512 einer der Männer war, die an Claires Entführung beteiligt waren.
Und dieses Mal verabschiede ich mich von euch nicht mit einem tiefsinnigen Resümee, sondern mit einem Pfeifen auf den Lippen ….. “Komm doch, mit auf den Underberg, komm doch mit auf den Underberg….!”
Je suis prest – Come what may!
@ Yvonne Pirch
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