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Episode 607: Stick and Stones

Episode 607
“Sticks and Stones”

Drehbuch: Danielle Berrow
Regie: Jamie Payne

“If it’s a sin that you chose me, then I will go to the devil himself
and bless him for temptin’ you to it.”
(James Fraser)

ACHTUNG: Der folgende Text enthält Spoiler. Nicht nur Spoiler zur Serie und der aktuellen Folge, sondern auch zu allen Büchern von Diana Gabaldon, die bis zum heutigen Datum erschienen sind.

Nach dem dramatischen Ende der letzten Folge war zu erwarten, was in dieser Woche geschehen wird – die Frasers haben mit den Folgen von Malvas Ermordung zu kämpfen und genau das macht diese Episode mit ihrer düsteren, bedrückenden und deprimierenden Stimmung. Das Drehbuch greift dabei auf wenig Handlung aus dem Buch und auf noch weniger Buchdialoge zurück und die depressive Handlung wird nur durch Lizzie & die Beardsley-Zwillinge und unseren geliebten Roger Mac erhellt. 

Ach ja und nicht zu vergessen: Mr. & Mrs. Bug haben seit dieser Woche eine Stimme und eine eigene Persönlichkeit – endlich huscht Mrs. Bug nicht mehr als stummer Schatten durch die Zimmer der Ridge und Mr. Bug fungiert nicht nur als ein Kurier zwischen Frasers Ridge und River Run, sondern macht sich als Waschweib ganz ordentlich.

Lizzies und die Beardsleys
Im Buch ist der Plot um Lizzie und die Beardsley-Zwillinge sehr amüsant und hat mich beim Lesen das ein oder andere Mal vergnügt schnaufen, schmunzeln und laut lachen lassen. Daher habe ich mich sehr gefreut, dass in dieser Folge dieser Handlungsstrang live und in Farbe zu sehen ist. Leider kann ich zu der Lizzie/Beardsley-Storyline nur sagen, dass es die Serienverantworltichen versucht haben und bestimmt stets bemüht waren, einen Teil des Witzes aus dem Buch auf den Bildschirm zu transferieren. Aber der Buch-Humor und die für diese Zeit Absurdität einer Dreierbeziehung geht in der im wahrsten Sinne des Wortes todernsten und deprimierten Handlung dieser Episode total verloren. Dadurch wird Lizzies skandalöse, schockierende Liebe und intime Beziehung zu zwei Männern überschattet, da wir Zuschauer so sehr in die düstere Handlung vertieft sind, dass es sich anfühlt, als ob Lizzies ungewollte Schwangerschaft mit zwei potentiellen Vätern die Probleme der Frasers potenziert, da sie um alles auf der Welt einen weiteren Skandal vermeiden müssen.
Wie auch im Buch stellt Jamie Lizzie vor die Wahl, welchen der Zwillinge sie heiraten möchte. Da sie aber nicht zwischen den beiden Männern wählen kann und will, weil sie beide liebt, lässt Jamie letztendlich das Los in Form eines Strohhalms entscheiden. So wird Lizzie erst durch Jamie mit Keziah “handfasted”, nur damit sie später Roger um ein Handfasting mit Josiah bittet und sie so mit Rogers unwissender Hilfe zur ersten und einzigen Bigamistin wird, die auf der Ridge lebt.

Pastor Katze wird eine Pastor-Katze
Zu Beginn der Folge bietet sich Roger an, zu den Christies zu gehen, um ihnen sein Beileid aussprechen und um ihnen in dieser schweren Zeit zur Seite zu stehen. Aber Bree weist ihn mit den Worten “You know you’re not the minister.” nicht sehr liebevoll und auch nicht gerade taktvoll darauf hin, dass er kein Pastor ist und es daher nicht in seinen Aufgabenbereich fällt. Autsch! Das tut weh! Auch wenn man es Roger in diesem Moment nicht ansieht, aber es in den Kontext setzt, was er sich für seine Zukunft und für sein Leben in der Vergangenheit wünscht. Ich verstehe nicht, warum Bree Roger so harsch in seine Schranken weist und warum sie ihn nicht unterstützt, anstatt ihn auszubremsen. Manchmal ist mir TV-Bree genauso ein Rätsel wie Buch-Bree, da beide Roger meiner Meinung nach ab und an wie ein kleines Kind behandeln, das nicht weiß, was es im Leben will.

Jamie und Roger haben in dieser Folge erneut einen ihrer Schwiegervater-Schwiegersohn Momente und ich bin wieder einmal aufs Neue begeistert, wie weit diese beiden Männer gekommen sind. Roger äußert seinen Wunsch, Pastor zu werden und ich liebe Jamies Reaktion darauf, wenn er zu ihm sagt “I have eyes to see it, lad.”

Irgendwann später sitzen Roger und Bree abends zusammen in ihrer Hütte vor dem Kamin und besprechen Rogers Herzenswunsch, dessen Erfüllung ihm unter anderem ermöglichen würde, ihr zweites Kind zu taufen. Ich liebe es, als seine Stimme und sein Gesicht bei diesem Gedanken ganz sanft werden, wenn er zu Bree sagtJust think how amazing it would be if I could baptize our child myself.” Bree ist bezüglich Rogers Wunsch hin und her gerissen. Zum einem sieht sie, wie sehr er es liebt, vor der Gemeinde zu stehen und zu predigen und für andere Menschen da zu sein und ihnen zu helfen, denn ihr Gesicht ist voller Stolz und ihre Augen leuchten, wenn sie zu ihm sagt “You’re so good at it!” Zum anderen sorgt sie sich aber um ihre kleine Familie, weil sowohl Roger als Sohn eines Pfarrers als auch sie als Tochter einer Ärztin weiß, wie es ist, wenn ein Elternteil immer im Dienst und auf Abruf ist. Und weil Rogers Antwort auf Brees Bedenken Wort für Wort aus “Ein Hauch von Schnee und Asche” stammt und eines der wunderschönsten Roger Zitate aller Zeiten ist, sind hier seine Worte noch einmal in voller Länge:I swear to you, Bree, whatever I’m called to do, I was called to be your husband and a father first. Whatever I do will not be at the price of my family.”

Malva oder was von einem Leben übrig bleibt
Die Folge eröffnet mit einer starken emotionalen Szene, in der Jessica Reynolds ein letztes Mal im OL-Universum ihr Talent beweisen darf. Ich mag Malvas Monolog sehr, denn er ist nicht nur sehr gut geschrieben, sondern auch exzellent gespielt. Sie beichtet vor der Gemeinde ihr Fehlverhalten, das zu ihrer Schwangerschaft geführt hat, so wie sie es in der letzten Folge Claire gegenüber bemerkt hatte. “I lost my innocence. It was stolen. Taken by someone I trusted.” gesteht sie und wir Buchleser wissen, wer gemeint ist, auch wenn unter den Anwesenden niemand realisiert, dass es nicht Jamie ist, über den sie spricht.

Nach dem musikalischen Intro transportiert uns die Title Card, die zunächst nur einen Marienkäfer zeigt, der einen Halm hochkrabbelt, direkt in das Geschehen der Folge, als auf besagtem Halm Blut erscheint. Wir befinden uns handlungstechnisch fast da, wo die letzte Episode aufgehört hat – in Claires Garten, unmittelbar nach dem Auffinden von Malvas Leiche und ihrem misslungenen Rettungsversuch in Bezug auf Malvas Baby. Neben Claire haben sich Jamie, Tom und Allan Christie im Garten eingefunden, um die Umstände um Malvas Ermordung und die Konditionen ihrer Beerdigung zu besprechen. Tom bleibt sich treu und scheint sich mehr darüber zu entsetzen, dass “a sinner buried in holy ground”, als dass ein Unbekannter seiner Tochter brutal die Kehle durchgeschnitten hat. Übrigens frage ich mich erstens, wer die Erde auf dem Friedhof von Frasers Ridge geweiht haben soll, wenn es doch keinen Pastor auf der Ridge gibt und zweitens, ob Tom wirklich so herzlos und gottergeben ist, dass er seine Tochter und seinen Enkelsohn lieber im Wald verscharrt, als sich dafür einsetzt, die beiden trotz der Sünde, die Malva in seinen Augen begangen hat, in geweihter Erde zu begraben. Läge es als Vater nicht in seiner Verantwortung, dafür zu kämpfen? Aber wieder einmal muss Jamie als Stimme der Vernunft, Vergebung und Großherzigkeit eingreifen, wenn er darauf besteht, dass Malva und das Baby eine “ordentliche” Beerdigung bekommen. Daher nehmen sich die Frasers ihrer Leiche an und Claire bereitet sie im Laufe der Folge in mehreren Anläufen für die Beerdigung vor, bei denen sie immer wieder von Lionel Brown “heimgesucht” wird. Mir scheint es, dass sich dieser Prozess über einige Tage erstreckt, bis Malva schlussendlich beerdigt wird, zumal auch Jamie im Garten zu Tom sagt “We’ll gather at the Meeting House in a few days.” Ich frage mich, wie die Frasers es schaffen, Malvas Leiche in Claires Untersuchungszimmer vor dem einsetzenden Verwesungsprozess zu bewahren und wie stark der Gestank in diesem Raum nach ein paar Tagen sein muss.

Als Malvas Ermordung und die Umstände, in der ihre Leiche gefunden wurde, auf der Ridge die Runde macht, kommt es, wie es kommen muss – alle, also alle außer die Frasers-MacKenzies-Murrays und Anhang, halten Claire für Malvas Mörderin. Stellvertretend für die Bewohner der Ridge äußern Hiram Crombie und Obadiah Henderson gegenüber Jamie ihre Anschuldigungen, Vermutungen und die Gerüchte, die auf der Ridge die Runde machen. Hiram Crombie ist der erste Pächter, der Jamie mit Fragen über Malvas Tod konfrontiert, indem er sagt “Are we all to suffer on the Ridge because ye regret marrying a jealous Englishwoman with a sharp tongue and even sharper knives?”. Kurz darauf stattet Obadiah Henderson Jamie einen Besuch ab und fragt ihn unverblümt “Is it true she cut the baby out of Malva’s belly before she slit her throat, or was it the other way around?” Jamie tritt in beiden Situationen beiden Männern im totalen Claire-Verteidigungsmodus gegenüber und gibt mit mörderischen Blicken, drohender Körpersprache und harschen Worten zu verstehen, dass er solche Anschuldigungen gegen seine Frau auf seinem Land weder hören will noch duldet. Aber ansonsten sind ihm die Hände gebunden, denn was soll Jamie machen? Er kann nicht allen Bewohnern auf der Ridge den Mund verbieten oder Ian weiter als Spanischen Inquisitor von Tür zu Tür ziehen lassen, um die Pächter zu befragen und einzuschüchtern.

Die Suche nach Malvas Mörder weckt nicht nur bei Bree Erinnerungen an gute alte Filmklassiker, wenn sie abends, nach dem Abendessen, im Hause ihrer Eltern sagt “Where’s Perry Mason when you need him?” Auch wenn sich für mich als Buchleser nicht (mehr) die Frage stellt, wer die Mittel, das Motiv und die Gelegenheit hatte, Malva zu ermorden, erinnert mich diese abendliche Unterhaltung an die Suche nach dem Mörder aus einem Agatha Christie Roman – Sorry dafür, aber diesem Wortspiel konnte ich nicht widerstehen!

Letztendlich ist der Tag von Malvas Beerdigung gekommen und auch in dieser Szene setzt sich der düstere und deprimierende Ton der Folge fort, wenn Jamie und Claire in der Kirche das erste Mal seit Malvas Ermordung einigen der Menschen auf der Ridge gegenübertreten, die die schwerwiegenden Anschuldigungen und Gerüchte über Claire verbreitet haben. Die Szene kommt äußerst emotionsgeladen daher und ich schätze Allan Christies Ausbruch wegen der schauspielerischen Leistung sehr. Von einem dramaturgischen Standpunkt aus sehe ich die Notwendigkeit, die die Serienverantwortlichen zu dieser Sequenz veranlasst hat, denn sowohl der Moment, als Jamie das Tragen des Sarges verwehrt wird als auch der Augenblick, wenn Claire der Sarg des Babys wortwörtlich von Allan aus den Armen gerissen wird, ist erschütternd. Vor allem im Hinblick darauf, wenn man in Betracht zieht, wer hier die Frasers verbal angreift und wer ihnen verwehrt, einer jungen Frau und ihrem toten Baby die letzte Ehre zu erweisen. Auch zeigt uns Allans Ausbruch sehr deutlich, wie weit das Ansehen der Frasers in den Augen des Fischervolkes und in denen der anderen Bewohnern der Ridge gesunken ist, denn niemand der anwesenden Trauergäste greift ein und stellt Allan für sein Verhalten zur Rede.
Übrigens hatte ich in dem Moment, in dem Allan Claire den Sarg des Babys aus den Armen reißt, einen kurzen Herzstillstand und habe innerlich gebetet, dass die Serienverantwortlichen bitte, bitte nicht auf das zurückgreifen, was in dieser Situation in vielen Serien passiert wäre (und auch so oder so ähnlich schon oft im TV geschehen ist) – der Sarg fällt zu Boden, dabei öffnet sich der Deckel und die Leiche des Babys schlittert über den Fußboden. Aber Gott sei Dank wissen es die OL-Verantwortlichen besser und ich entschuldige mich an dieser Stelle dafür, dass ich für einen Wimpernschlag an der Integrität und der Sensibilität von Matt & Co. gezweifelt habe.
Mit Malvas Beerdigung ist dieses leidvolle und schmerzliche Kapitel im Leben der Frasers leider nicht abgeschlossen, denn die Gerüchte und Anschuldigungen hören nicht auf und auch Claires PTBS wird nicht besser, sondern verschlechtert sich weiter.

Es wird schlimmer, bevor es besser wird
Nachdem Jamie Malvas Leiche in Claires Untersuchungszimmer gebracht hat, will Claire die breit klaffende Schnittwunde an Malvas Hals nähen, aber ihre Hände zittern so stark, dass es ihr nur unter Schwierigkeiten gelingt, die Nadel einzufädeln. Plötzlich hört sie Malvas Stimme aus ihrem Alptraum aus der letzten Folge, die in verworrene Erinnerungsfetzen übergeht, in denen unter anderem auch der Vogel auftaucht, der in Folge 301 morgens am Küchenfenster der Randalls sitzt. Auch sucht Lionel Browns Vision Claire wieder einmal heim und seine Stimme verhöhnt sie mit den Worten “We don’t want Jamie coming rushin’ in here to save you.” Das ist das Letzte was Claire will, da Jamie immer noch ahnungslos ist, was seine Frau so alles mit dem Äther treibt.

Aber in der nächsten Szene kommt Licht ins Dunkle, weil Claire Jamie abends vor dem Zubettgehen gesteht, dass sie Äther genommen hat. “Christ, Sassenach, you put yerself to sleep?” ist seine entsetzte Reaktion und gerade noch denke ich, dass jetzt der Augenblick der Wahrheit gekommen ist und dass Jamie sie jetzt auf ihr Verhalten anspricht und mit den Veränderungen, die er an ihr bemerkt hat, konfrontiert. Aber nichts, nada, nothing! Der Moment ist so schnell vorbei, wie er gekommen ist, da Jamie nicht weiter auf Claires Probleme eingeht und lieber die Bettpfanne am Feuer wärmt. WTF – denke ich! Wo ist mein JAMMF? Buch-Jamie ist niemals so ahnungslos, wenn es um Claire geht und er hätte sie nicht mehr aus seinen Fängen gelassen, ehe sie ihm nicht alles, bis aufs allerkleinste Detail, gestanden hätte.

In der nächsten relevanten Jamie und Claire Szene steht Claire nachts aus dem Ehebett auf, weil sie nicht schlafen kann und sagt zu Jamie, der im Bett sitzt und liest, dass sie sich einen Tee machen will. Und auch hier ist Jamies Reaktion so untypisch Jamie, denn er sieht ihr zwar mit leichter Besorgnis im Gesicht nach, aber er sagt wieder nichts und er macht wieder nichts, nada, nothing! Was zur Hölle ist denn mit ihm los? Wo ist mein feinfühliger, aufmerksamer und emphatischer JAMMF? Merkt er nicht, dass Claire schwerwiegende emotionale Probleme hat und in echten Schwierigkeiten steckt?

Als die Visionen von Lionel Brown für Claire nicht mehr auszuhalten sind, flüchtet sie sich erneut in einen Äther-Schlaf. Die kurze Montage mit Aussagen aus vergangenen Folgen hat mir sehr gut gefallen. Ich habe folgende Dinge herausgehört (aber ich denke, dass da noch mehr war, das ich aber leider nicht verstanden habe):
* BJR “Mrs. Beauchamp. Madam Fraser
* Frank “Claire”
* BJR “Beautiful lies” aus Folge 106
* Pater Bain I smell the vapors of hell on you.” aus Folge 103
* BJR “Dwell in darkness, madam. Darkness is where I belong.” aus Folge 106
* DougalYou’ve seen men die before.” aus Folge 104
* Geillis “You can come out now, Claire… they say I’m a witch.” aus Folge 111

Übrigens gefällt mir diese kleine Sequenz zwischen Claire und Lizzie sehr gut, in der Lizzie ihr sagt, dass sie es war, die an dem Tag als Malva ermordet wurde, an die Tür geklopft hat, wodurch Claire klar wird, dass sie Malva nicht getötet haben kann.

Am Ende dieser Episode sieht Claire erneut Lionel Brown in ihrem Untersuchungszimmer und muss seinen anklagenden Worten zuhören. Und endlich reagiert Jamie auf ihren aufgewühlten Zustand nicht nur mit einem besorgten Blick, sondern hakt nach, was sie bedrückt. Oder ist es vielleicht so, dass Jamie die ganze Zeit weiß, dass mit Claire etwas nicht stimmt und dass sie nicht okay ist, es aber das erste Mal ist, dass sie ihn nicht ausschließt und keine tapfere Miene aufsetzt und so tut, als ob alles bei bester Ordnung ist. Vielleicht ist es so, dass Jamie genau auf diesen Moment gewartet hat – den Moment, in dem Claire nichts mehr vorgeben, nichts mehr verstecken, nichts mehr zusammenhalten kann und sich ihm von alleine öffnet. Denn niemand anders als er weiß besser, wie es ist, wenn jemand einen mit Fragen bedrängt, die man nicht beantworten will, wenn jemand mit einem über Erlebnisse spricht, an die man sich nicht erinnern möchte und wenn jemand einem mit gut gemeinten Worten Mut zuspricht, die man nicht hören möchte. Ja, ich denke, dass Jamie genau auf diesen Moment gewartet hat. Darauf, dass Claire zu ihm kommt, weil er weiß, dass es andersherum nicht funktioniert hätte.
Schließlich erzählt sie Jamie alles. Sie erzählt ihm von Lionel Brown, dass sie ihn sieht und seine Stimme hört und dass sie sich mit Äther betäubt, um vor all dem wegzulaufen. Claires Zusammenbruch und ihr tränenreiches und emotionales Geständnis erinnert mich sehr stark an den Moment aus Folge 111 “The Devil`s Mark”, als sie Jamie nach dem Hexenprozess die Wahrheit über sich erzählt. Auf den ersten Blick sieht es vielleicht so aus, als ob Jamie auf das, was Claire ihm sagt und was sie ihm gesteht, nicht reagiert, denn er steht ihr stumm und regungslos gegenüber. Sein Verhalten erinnert mich übrigens auch an das aus Folge 111, denn auch da hat Jamie Claire erst einmal nur zugehört und sie nicht unterbrochen, bis sie sich alles von der Seele geredet hatte. Erst dann hat er reagiert und geantwortet, genauso wie in dieser Szene in dieser Folge. Aber auch wenn Jamie unbeteiligt wirkt, weiß ich, wohin ich schauen muss, wenn ich seine Emotionen finden möchte – in seine Augen, die sich während Claires Geständnis immer mehr mit Tränen füllen und in denen ich den Schmerz sehe, den er empfindet, weil die Liebe seines Lebens so sehr leidet.
Nach Claires Geständnis gibt Jamie ihr das, was sie braucht – seine breiten Schultern zum Anlehnen, seine starken Arme, die sie sicher und geborgen halten und seine unbegrenzte Kraft, um sie in der Dunkelheit zu finden, damit sie nicht mehr alleine ist, so wie sie ihn nach Wentworth in den dunkelsten Stunden seines Lebens gefunden und mit ihrer unendlichen Sturheit zurück ins Leben geholt hat. “I let you into my mind, into my soul. Let me do the same.” sagt er zu ihr. Claire kann sich ihm anvertrauen, sie muss nicht immer stark sein, denn Jamie ist für sie da, uneingeschränkt und bedingungslos, und kann ihren Schmerz und ihre Ängste ertragen und zusammen mit ihr gegen ihre Dämonen kämpfen. In dem Augenblick, in dem sich Claire Jamie anvertraut, stürzt ihre Fassade, die sie seit langem verzweifelt versucht aufrechtzuerhalten, bis auf die Grundmauern ein und obwohl sie schluchzt und weint, ist ihr die Last von den Schultern genommen worden, nicht mehr stark sein zu müssen.
Es ist nicht so wie im Märchen, wo am Ende der Prinz die Prinzessin rettet und alles wieder gut ist, wenn Jamie Claire endlich in seine Arme schließt und sie an seiner Brust zusammenbricht. Aus seiner eigenen schmerzlichen Erfahrung nach Wentworth weiß Jamie, dass Claires Erinnerungen nicht durch seine feste Umarmung von einem auf den anderen Tag verschwinden und dass ihre verwundete Seele nicht durch verständnisvolle und liebende Worte augenblicklich heilt. Aber er weiß, dass seine Arme und seine Liebe Claire in der Dunkelheit, in der sie sich befindet, Halt und Sicherheit geben und dass sie sich wie eine wärmende Decke um ihre gescholtene Seele legen. Wenn ich diese Worte schreibe, fallen mir die Sequenzen aus Folge 512 ein, in denen Claire sich in ihren Tagtraum flüchtet und Jamies Nähe und seine Umarmungen sie vor dem Sturm beschützen, der draußen in der Gestalt von Lionel Brown und seinen Männern tobt.
Diese letzte Szene berührt mein Herz ganz tief in seinem Inneren und Jamies Worte “And I dinna care what the right or wrong of it may be, so long as you are here wi’ me. If it’s a sin that you chose me, then I will go to the devil himself and bless him for temptin’ you to it.”, die ein wörtliches Zitat aus Kapitel 22 aus “Die geliehene Zeit” sind, rühren mich zu Tränen, in denen meine Augen nicht nur schwimmen, sondern die mir ungehemmt über die Wangen laufen. Das sind die Momente, warum ich diese Bücher so sehr liebe. Das sind die Augenblicke, die mich an Seelenverwandtschaft glauben lassen. Das ist wahre Liebe in ihrer reinsten Form, die nichts und niemand, auch keine Zeit der Welt zerstören kann. 

Claire war Zeit ihres Lebens für andere da und hat ihr Leben der Rettung und Heilung anderer Menschen bis fast zur Selbstaufgabe verschrieben. Aber sie hat in den letzten Monaten den Menschen übersehen, der mehr als alles andere Hilfe braucht – sie selbst. Und es ist gut und unendlich erleichternd, wenn sie sich am Ende dieser Episode Jamie öffnet, ihm Einlass in ihre geschundene und verletzte Seele gewährt und so stark ist, um in seinen Armen schwach zu sein und an seiner Brust Trost und Geborgenheit findet. So endet die vorletzte Folge dieser Staffel frei nach dem Motto “Es wird schlimmer, bevor es besser wird.”, wenn Richard Brown mit seinen bis auf die Zähne bewaffneten Männern am “Big House” erscheint und seine Worte “We’ve come to arrest her for the murder of Malva Christie.” das Letzte sind, was wir in dieser Woche zu hören bekommen.

Je suis prest – Come what may!

@ Yvonne Pirch


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