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Episode 604: Hour of the Wolf

Episode 604
“Hour of the Wolf”

Drehbuch: Luke Schelhaas
Regie: Christiana Ebohon-Green

“You are my home… both of you.”
(Ian Fraser Murray)

ACHTUNG: Der folgende Text enthält Spoiler. Nicht nur Spoiler zur Serie und der aktuellen Folge, sondern auch zu allen Büchern von Diana Gabaldon, die bis zum heutigen Datum erschienen sind.

Wow – was für eine emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle und was für eine bewegende Folge! Ich weiß nicht, wann mich das letzte Mal eine Episode emotional so berührt hat und verneige mich vor Lukas Schelhaas für dieses wundervolle und einfühlsame Drehbuch. Übrigens nicht das erste Mal, dass er mich mit seinen Worten tief bewegt hat, seitdem er ab der dritten Staffel als Drehbuchautor im Outlanderuniversum an Bord ist.

“Hour of the Wolf”, der Titel passt wie die Faust aufs Auge, denn es war die Stunde des Ian Fraser Murray, in der seine Geschichte im Vordergrund steht und die weitere Handlung für mich zur absoluten Nebensache wird, obwohl sie zur weiteren Plotentwicklung der sechsten Staffel beiträgt und daher nicht unerwähnt bleiben darf.
Auch die Title Card mit den beiden Wölfen, die durch einen Wald laufen, steht ganz im Zeichen dieses Tieres und ist sowohl eine Anspielung auf den Titel dieser Folge als auch auf Young Ians Zeit als Mohawk.


Was erwähnenswert ist
In dieser Staffel kann Kezzie ohne Einschränkungen sprechen und scheinbar auch wieder gut hören oder er hat seine Fähigkeiten im Lippenlesen perfektioniert. Mir ist dieses in den letzten drei Folgen nicht aufgefallen, denn sonst hätte ich es in meinen vergangenen Reviews bereits erwähnt. Erst ein Kommentar in einem Diskussionsthread auf Facebook hat mich mit der Nase darauf gestoßen, dass Kezzies Schwerhörigkeit in der Serie im Vergleich zum Buch harmloser dargestellt wird. Ich denke, dass das den begrenzten Möglichkeiten geschuldet ist, die eine Verfilmung mit sich bringt, denn was man in einem Buch seitenweise und auch über mehrere Bände beschreiben und fortsetzen kann, lässt sich oft im TV nur mit erheblichen Aufwand darstellen. Daher fällt die Steifheit von Jamies Finger geringer aus als in den Büchern und auch Rogers Stimme hat in der Serie langfristig keinen echten Schaden genommen und sich vollständig erholt. Und so verhält es sich auch mit Kezzies Taubheit und Sprachproblemen.

Wusstet ihr, dass Alexander Cameron, alias Scotchee eine reale historische Person war? Die Szene, in der wie ihm das erste Mal begegnen, basiert auf dem 44. Kapitel “Scotchee” aus “Ein Hauch von Schnee und Asche”. Für den Plot um das Duell mit ihm und Kaheroton und wie es dazu kam, schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen beeindruckt mich die Szene in Bezug auf Young Ians ehrenhaftes Verhalten sehr, zum anderen lässt sie aber Scotchee wie einen Idioten aussehen. 

Übrigens ist mir in dieser Folge das erste Mal aufgefallen, dass man durch geschickte Kameraeinstellungen und kleine Tricks – wie zum Beispiel die Schürze, die Claire in den meisten Szenen trägt oder das Wolltuch, das sie sich vor den Bauch hält, wenn sie den Stall betritt – versucht hat, Caits Schwangerschaft zu “verbergen”. 

Daheim auf der Ridge
Die Folge startet mit einem Eindruck, was Jamie und Claire so alles vor dem Frühstück in ihrem Ehebett erledigen. Ich frage mich amüsiert, ob Claire anstatt Äther nicht besser an Antihistaminika forschen sollte, damit Major MacDonald aufhört, den Frasers mit seinem katzenallergiebedingten Niesen das morgendliche Kuscheln danach zu vermiesen.

Nachdem sich die Frasers aus ihrem warmen, kuscheligen Ehebett gewagt haben, treffen wir auf Jamie und Fergus und diese Szene nimmt Fergus Storyline aus der letzten Folge auf. Jamie schickt seinen Sohn zusammen mit Mr. Bug für den Verkauf von Waren nach Cross Creek, um anschließend einen kleinen Abstecher nach River Run zu unternehmen und Jocasta einen Besuch abzustatten. Französische goldene Nachtigall, ich hör dir trapsen!
Diese kleine Reise ist ein “Ablenkungsmanöver” seitens Jamie, mit dem er Fergus eine Aufgabe gibt, damit er nicht wieder in das Loch fällt, aus dem Jamie ihn in der letzten Episode herausgeholt hat und damit er durch einen Ortswechsel seinen Kopf frei bekommen kann. Fergus durchschaut die Motive seines Vaters, aber er weiß sein Bemühen zu schätzen, da er zugibt, emotional noch nicht über dem Berg zu sein, denn er fragt Jamie “You believe if I can put some distance between myself and my worries… I will heal.” Mir gefällt es sehr, dass die Serienverantwortlichen Fergus drehbuchtechnisch seit der letzten Folge keine Wunderheilung verpasst haben, denn auch wenn Jamie ihn zurück ins Leben geholt hat, sind seine Depressionen und seine Selbstzweifel nicht von einem Tag auf den anderen wie durch Zauberhand verschwunden – so etwas braucht Zeit und viel Unterstützung von liebenden Menschen. “You must try to find faith in yourself once again, mon fils.” antwortet Jamie. Dieser Satz zeigt, dass er an seinen Sohn und an dessen Stärke  glaubt und ihn nicht aufgegeben hat.
Fergus und Jamie erinnern sich während ihres Gespräches an gute alte Zeiten, als sie gemeinsam in Edinburgh Jamies Druckerei betrieben haben. Nachtigall, ich hör dir trapsen, denkt man als Buch-Leser in diesem Moment. “I miss those times.” sagt Fergus und ich kann ihm da uneingeschränkt zustimmen, denn auch ich vermisse Bonnie Old Scotland.
Meiner Meinung nach ist diese Szene perfekt geschrieben und perfekt von Sam und Cesar gespielt, aber für die absolute Perfektion hätte ich mir am Ende eine Umarmung zwischen Vater und Sohn gewünscht, denn diese hätte den emotionalen Gesprächsinhalt abgerundet.

Wenn Jamie, Young Ian, Brianna, Roger und Co die von Major MacDonald gelieferten Gewehre ausprobieren, sticht das Wortgeplänkel zwischen Young Ian und Major MacDonald hervor. Auch, wenn das Hin und Her in Bezug auf die korrekte Übersetzung des Namens von Chief Bird unterschwellig nur halb so scherzhaft ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Major MacDonald verhält sich durch seine abwertenden Bemerkungen bezüglich des Namen des Cherokee Häuptlings sehr respektlos und Young Ian nordet ihn mit bissigen Antworten ein. Sehr schmunzeln musste ich dabei über seinen Satz “A simple name like Donald son of Donald.”, den er Major MacDonald mit einem augenrollenden Seitenblick entgegenwirft.

Des Teufels Brut
Malva wird in dieser Folge offiziell als Claires Assistentin eingeführt und ich frage mich, was mit Marsali passiert ist. Zugegeben, sie hat mehr als zu viel mit ihren Kindern, dem neugeborenen Baby, dem Haushalt und Fergus Problemen um die Ohren, aber ich hätte mir ein paar Worte oder eine kleine Bemerkung gewünscht, warum jetzt Malva und nicht mehr Marsali Claire zur Hand geht.
Ich finde Malva immer noch sehr creepy, auch wenn sie nichts anderes macht, als Claire zu assistieren oder sich für ihre Aufzeichnungen zu interessieren. Aber ihr Blick lässt mir die Haare zu Berge stehen! Bear McCreary hat dieses Gefühl absolut passend in der Melodie eingefangen, die den Augenblick untermalt, in dem Malva Jamie und Claire beobachtet, wenn die beiden im Stall ihr Wiedersehen zelebrieren. Nachtigall, ich hör die trapsen, wer jetzt böses denkt, da Malva Jamies nackten Hintern gesehen hat.

Trail of Tears
Ich mag Brianna nicht zuhören, wenn sie Jamie von der Vertreibung der nordamerikanischen Ureinwohner aus den fruchtbaren Regionen in das karge Indianerterritorium, das im heutigen Oklahoma liegt, erzählt. Diese “Umsiedlung”, auch besser bekannt unter dem Name “Trail of Tears”, begann im Jahre 1830 und betraf nicht nur die Cherokees, sondern auch die Muskogee, Chickasaw, Choctaw und Seminolen. Allein der Stamm der Cherokees verlor auf dem mehr als tausend Kilometer langen Fußmarsch mehr als achttausend Stammesmitglieder, die Verluste der anderen Stämme nicht mitgerechnet. Hier und hier findet ihr nähere Informationen zum “Trail of Tears”.
Auch die anschließende Szene, in der Jamie mit Chief Bird spricht und ihn fast schon anfleht, dass sein Volk der Order von Major General Winfield Scott nicht folgen soll, macht mich sehr traurig. Ich hoffe, dass eben dieser Major General und alle anderen, die für das Verbrechen, das an den amerikanischen Ureinwohnern begangen wurde, bis in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren.
Mich schmerzt es sehr, dass Jamie wieder einmal der Bote von Claires Wissen aus der Zukunft sein und über die Vernichtung eines Volkes und einer Jahrhundert alten Tradition informieren muss. Aber diesmal ist es anders als damals, als er vor der Schlacht von Culloden mehrfach flehentlich, aber vergeblich versucht hat, die jakobitischen Befehlshaber und BPC von der aussichtslosen Lage des Aufstandes gegen die Briten zu überzeugen. Diesmal trifft Jamie bei Chief Bird auf Verständnis, Respekt und Akzeptanz, denn er versichert Jamie mit den Worten “I will tell my sons and my sons’ sons, but we will remember.”, dass sein Volk diese Warnung nicht vergessen wird.
Wenn Jamie am Ende dieser Szene Chief Bird im übertragenem Sinne gesteht, dass Claire all das, was ihm ihretwegen widerfahren ist, wert gewesen ist, mischt sich das Jamie & Claire Theme in die Melodie, die die Szene vorher musikalisch untermalt hat. Jamie steht die Liebe für seine Frau ins Gesicht geschrieben und jeder, der ihn in diesem Moment sieht, weiß, dass er für Claire jeden Preis zahlen und alles geben würde, sogar sein Leben – come what may!

 

Wolf`s Brother
Die Eröffnungsszene vor den Opening Credits, die Young Ians Aufnahmeritual in die Gemeinschaft der Mohawks und seine Taufe zum “Wolf’s Brother” zeigt, ist äußerst gut gelungen, Wir können die Verwandlung von Young Ian, dem Troublemaker, zu dem mutigen und tapferen Mohawk-Krieger hautnah miterleben. Wenn der Häuptling der Mohawks ihn mit den Worten “You’re flesh of our flesh, bone of our bone.” in den Stamm aufnimmt, steht Young Ian die Erleichterung und der Stolz, dass er dieses ganz allein und ohne Hilfe seines Onkels geschafft hat, ins Gesicht geschrieben. Übrigens erinnern mich die Worte aus dem Aufnahmeritual sehr stark an den epischen Bluteid, den sich Jamie und Claire auf ihrer Hochzeit geschworen haben.

Ich mag das musikalische Theme, das Jamie und Young Ian in das Dorf der Cherokee begleitet. Als sie im Dorf ankommen, entdeckt Young Ian Pferde, die den Mohawks gehören und sein Gesichtsausdruck zeigt, das ihn seine Vergangenheit, die mit schmerzlichen Erinnerungen verbunden ist, eingeholt hat. So kommt es, dass er abends seinem Onkel über seine Zeit bei den Mohawks erzählt und Jamie von Emily erfährt. Eine Abweichung von der Handlung im Buch, denn dort ist es Brianna, die als Erstes von Young Ians Ehefrau, den Verlust der Babys und der Trennung hört. Mich stört es in keinster Art und Weise, dass die Serienverantwortlichen in diesem Punkt ihrer schöpferischen Kreativität freien Lauf gelassen und Young Ians Geschichte adaptiert haben, denn es ist ein sehr intimer und inniger Moment zwischen Onkel und Neffen, der zeigt, wie sehr Young Ian ihm vertraut. Außerdem kann niemand seinen Schmerz besser nachempfinden als Jamie, auch wenn Young Ian das zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß.

Die melancholisch schwere Melodie, die Young Ians Erinnerungen begleitet, macht es mir wirklich schwer, meine Emotionen im Zaum zu halten, wenn er sich an die Liebe seines Lebens erinnert. Sehr gelungen finde ich die Naturaufnahmen, wie zum Beispiel die im Frühling blühende Blumen oder die Wildgänse auf ihren Weg in den Süden, die während seinen Erzählungen eingeblendet werden und mit denen man uns Zuschauern sehr subtil, aber effektiv den Lauf der Zeit zeigt.
Besonders bewegt hat mich der Moment, in dem Young Ian und Emily sich das erste Mal lieben und er sie nachher voller Ehrfurcht in den Armen hält, weil sie das Wertvollste auf der Welt ist, was es für ihn gibt. Wenn seinen Augen mit Tränen der Rührung schwimmen, weil ihn seine Emotionen überwältigen und ich in seinem Gesicht, bricht es mir das Herz, weil ich weiß, was kommen wird. Young Ians Erfahrungen in Bezug auf Sex und Intimität sind sehr spärlich und in der Vergangenheit nicht besonders positiv gewesen. Sein erstes Mal in der Druckerei seines Onkels basierte eher auf überschäumenden Teenager Hormonen als auf Liebe und von Geillies wurde er gezwungen. Aber die Intimität mit Emily zeigt ihm, dass Sex so viel mehr sein kann als Lust und Zwang. Durch Emily erfährt Young Ian, dass sich zwei Menschen nicht nur körperlich, sondern auch emotional vereinigen können, wenn sie alle Mauern fallen lassen und sich füreinander öffnen, damit aus zwei Körpern, zwei Herzen, zwei Seelen eins wird. Für das, was ich gerade beschrieben habe, existiert meiner Meinung kein Wort, das dieses Gefühl beschreiben kann, aber ich weiß, dass ich genau DAS in Young Ians Augen und in seinem Gesicht gesehen habe, wenn er Emily liebt.
Das emotionale Young Ian & Emily Theme macht mich wirklich fertig, vor allem, wenn beide zusammen im Bett liegen und er den Babybauch seiner Frau streichelt und mit seinem ungeborenen Kind spricht. “You are my home … both of you.” gesteht er seiner Frau und dieser Moment ist herzergreifend und es ist wie ein Flashback zur Folge 108 “The Reckoning”, in der Jamie mit “You are my home now.” zu Claire fast die gleichen Worte gesagt hat.
Spätestens in dem Moment, in dem Young Ian am Boden zerstört betend im Wald kniet und um das Leben seiner Frau und seines Kindes fleht, bin ich hoffnungslos zu Tränen gerührt. Der Schmerz in seinem Gesicht, als er versteht, dass sein Baby nicht mehr am Leben ist, sollte auch den letzten Zuschauer über den Rand der Verzweiflung stürzen und unkontrolliert schluchzen lassen.
Aber dem nicht genug – Young Ians und auch unserer Tortur geht weiter, denn er verliert nicht nur ein weiteres Baby, sondern noch viel mehr als das, nämlich seine Frau, die er aber wegen der gehörigen Portion an Fraser Sturheit, die durch seine Adern fließt, nicht kampflos aufgeben kann. Mir bricht es das Herz, wenn in seinem Gesicht der Schmerz des Verrates und des Betruges auftaucht, als er erkennt, dass es zu spät ist, dass er Emily an seinen besten Freund Kaheroton, der wie ein Bruder für ihn ist, verloren hat.“Would you have left… if it had been Auntie Claire?” fragt Young Ian seinen Onkel im Anschluss an seine Geschichte, die Last der Schuld, Emily zu leichtfertig und zu kampflos aufgegeben zu haben, auf seinen Schultern tragend. Jamie antwortet, dass die Situationen nicht vergleichbar sind und mich lässt diese Antwort unbefriedigt zurück. Young Ian wendet sich mit seinem gebrochenen Herzen und seinern Schuldgefühlen hilfesuchend an seinen Onkel und braucht in diesem Moment mehr als alles andere Jamies Versicherung, dass egal, was er gemacht hätte, egal wie sehr er gekämpft hätte, das Ergebnis trotzdem dasselbe gewesen wäre. Meiner Meinung reichen diese vagen Worte, mit denen Jamie ihn abspeist, nicht aus.

Am nächsten Morgen treffen Kaheroton und Young Ian aufeinander. Ich kann seine Eifersucht, seine Wut und seinen Schmerz auf seinen ehemaligen besten Freund und den Sohn, den Emily diesem geboren hat, nur allzu gut verstehen. Auch, dass er auf ihn losgeht, da er ihn dafür verantwortlich macht, dass Emily sich von ihm abgewandt hat. Ein Schutzmechanismus vor dem, was sich Young Ian selber nicht eingestehen kann, weil es zu sehr schmerzt. Denn nicht Kaheroton hat ihm seine Frau gestohlen, sondern seine Frau hat sich freiwillig und bewusst gegen ihn und für seinen besten Freund entschieden. Also wer trägt die Schuld an dieser Misere? Alle? Niemand? Die Umstände? Eine höherer Macht? Eine schwierige Frage, auf die ich keine Antwort weiß.  

Die nächste Szene, in der Jamie und Young Ian am Fluss sitzen und Jamie seinem Neffen von Faith erzählt, reißt mir mein Herz heraus. Wir sehen, wie ein Erstaunen über Young Ians Gesicht läuft, da er bis dahin nicht wusste, dass Jamie ähnliche Erfahrungen gemacht hat und er dadurch in Jamie nicht nur einen guten Zuhörer, sondern auch einen Menschen gefunden hat, der seinen Schmerz und seine Trauer aus erster Hand nachempfinden kann. Ich gratuliere den Serienverantwortlichen für die Änderung des Buch-Plots, denn sie haben hier zwei Väter zusammengebracht, die beide den Verlust ihres Kindes betrauern und die beide ihre Töchter nicht sehen, nicht halten und nicht auf die Stirn küssen durften. Und nicht nur das, denn Jamie kann auch Young Ians Verlust in Bezug auf Emily nachempfinden, da auch er seine Seelenverwandte einst verloren und in die Arme eines anderen Mannes zurückgeschickt hat. Und auch, wenn die Umstände bei Jamie und Claire anders waren, ist der Schmerz der gleiche und vielleicht haben wir auch hier die Antwort auf Young Ians Frage, die er am Vorabend seinem Onkel gestellt hat. Mir gefällt der Moment, wenn Jamie am Ende dieser Szene Young Ian mit dem Satz “We shall ask my daughter to look for yours in heaven” vorschlägt, dass sie Faith bitten, sich um Iseabail zu kümmern, denn es ist eine Anlehnung an die Szene im Buch, in der Brianna Frank gebeten hat, auf Ians kleines Mädchen aufzupassen. Oh mein Gott, kann sich bitte jemand erbarmen und Young Ian fest in den Arm nehmen? Ich kann grad nicht, muss mir erst die Nase putzen und die Tränen von der Wange wischen!

Young Ian ist wie sein Onkel – stur, aufbrausend und temperamentvoll, aber auch nachgiebig, einsichtig und ein verdammter Ehrenmann. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er Kaheroton vor dessen Duell mit Alexander Cameron zur Hilfe eilt und ihm Jamies Pistole überreicht, damit sein ehemaliger Freund in dem Duell eine faire Chance hat. Young Ian teilt sich mit seinem Onkel noch eine weitere Charaktereigenschaft, denn er ist selbstlos und kurz und knapp “lager than life”, als er in dem Duell Kaheroton zur Hilfe eilt, wenn Alexander Cameron ein falsches Spiel spielt. Wäre Young Ian nicht eingeschritten, wäre Kaheroton vielleicht in dem Duell getötet worden und dann hätte sich Young Ian mit dem Segen seines ehemaligen besten Freundes um Emily und ihren Sohn kümmern können. So hätte Young Ian vielleicht sein Glück wiederbekommen,  das er verloren hat, aber er hätte gegen alles gehandelt, was seine Eltern und sein Onkel ihm beigebracht haben. Der Preis, den er für ein Leben mit Emily bezahlt hätte, wäre zu groß gewesen, denn er hätte seinen Selbstrespekt, seinen Stolz und seine Ehre verloren. Und so gibt Young Ian selbstlos seine Chance auf eine Zukunft mit Emily auf und rettet Kaheroton und sagt zu ihm “God chose you to be with her.” 

Am Ende dieser ergreifenden und tränenreichen Zeit im Dorf der Cherokees übergibt Young Ian das Wolfsamulette, das Emily ihm geschenkt hat, der Strömung des Flusses. Es ist ein Abschied von seinem alten Leben und die Akzeptanz dessen, was ihm widerfahren ist. Es ist aber auch ein erster Schritt in ein neues Leben, in ein Leben, in dem er in Frieden leben kann, indem er seine Frau und seine Tochter immer in seinem Herzen tragen wird und indem er irgendwann auch wieder neu lieben darf. Young Ian gesteht seinem Onkel bei ihrer Abreise, dass er erkannt hat, dass er beides sein kann – Ian Fraser und Wolf`s Brother. Jamie weiß, wovon sein Neffe spricht, denn auch er hatte in seinem Leben unzählige Namen und mehr als eine Identität. Aber er weiß auch, dass egal wie man sich nennt und wie jemand anderes einen bezeichnet, es am Ende nur darauf ankommt, wer man in seinem Herzen ist und dass man diesem Menschen treu bleibt – come what may.

Wenn sich Jamie und Young Ian das Cherokee-Dorf verlassen und sich auf den Heimweg begeben, lullt mich die Melodie, die diese Sequenz untermalt, ein. Auch wenn Young Ian die Geister seiner Vergangenheit heimgesucht haben, konnte er sich diesen entgegenstellen und einen Teil davon zurücklassen. Trotz der Achterbahn der Gefühle in “Hour of the Wolf” stimmt mich die Erkenntnis positiv, dass am Ende doch alles besser werden kann. 

 

Diese Woche haben wir eine herzergreifende Story über wahre Liebe, über schmerzlichen Verlust und echte Stärke erlebt. Young Ians Story live und in Farbe zu sehen, ist für mich emotional gesehen tausendmal stärker und ergreifender, als sie zu lesen und daher sind all diese Szenen Augenblicke, in denen ich unendlich dankbar bin, dass ich beides haben darf – Dianas Worte und deren filmische Umsetzung. 

Je suis prest – Come what may!

@ Yvonne Pirch


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