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Review Folge 303: All Depts Paid (Ehrenschuld)

Episode 303
All Depts Paid
(Ehrenschuld)

Drehbuch: Matthew B. Roberts
Regie: Brendan Maher

“I think our bedroom is far too crowded already.” (Frank)
“That amount of time doesn’t exist.” (Claire)
“Wishing will not bring her back.” (Jamie)
“Some people, you grieve over forever.” (Lord John)

ACHTUNG: Der folgende Text enthält Spoiler. Nicht nur Spoiler zur Serie und der aktuellen Folge, sondern auch zu allen Büchern von Diana Gabaldon, die bis zum heutigen Datum erschienen sind.

Wow…..so viel Buchmaterial in 55 Minuten Sendezeit zu packen, finde ich bemerkenswert. Meinetwegen hätten sie gerne jede Minute von Jamie in Ardsmuir wortgetreu aus dem Buch erzählen können und ich hätte jede einzelne Sekunde in vollen Zügen genossen. Aber leider ist die Zeit limitiert, was man diesmal meiner Meinung nach besonders in den Szenen in Jamies Zeit bemerkt hat. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass etwas fehlt, ein Dialog oder eine Sequenz, die den Zusammenhang zwischen der nächsten Szene herstellt. Ein Blick ins Drehbuch bestätigt meine Vermutung, denn Matt hat viel mehr geschrieben, als sie gezeigt haben. So haben sie  im Schneideraum alle Schlüsselszenen zwischen Jamie und Lord John (LJ) aus “Ferne Ufer” meistens bis auf ihre Kernaussagen reduziert. Leider haben sie bei allem, was sie gezeigt haben, die für mich zweitwichtigste Szene vergessen, nämlich die, in der LJ Jamie für das Stück Tartan, das bei den Gefangenen gefunden wurde, bestrafen muss, aber dazu später mehr.

Normalerweise vergöttere ich die Folgen, zu denen Matt das Drehbuch geschrieben hat, aber diesmal lässt mich seine Episode sehr ratlos zurück. Einerseits wäre es eine glatte Lüge, wenn ich behaupte, dass die Folge schlecht gewesen ist oder mir nicht gefallen hat und andererseits würde ich mich selbst betrügen, wenn ich schreibe, dass diese Folge großartig gewesen ist. Vielleicht kommt es der Wahrheit am nähesten, wenn ich das ein wenig differenziere. Besonders der Part mit Jamie und LJ in Ardsmuir war grandios, sehr nah am Buch und sehr charaktertreu erzählt. Das waren Jamie und LJ, wie wir sie aus Dianas Büchern kennen. Dahingegen haben mich die Szenen zwischen Frank und Claire äußerst unzufrieden zurückgelassen. Nicht weil Matt ein schlechtes Drehbuch geschrieben hat, denn das ist gar nicht der Fall. Die Handlung zwischen Frank und Claire ist für eine Dramaserie genau das, was die Zuschauer erwarten. Ein Plot, der sich langsam aufbaut (der Grundstein wird bereits in der letzten Episode mit den getrennten Betten gelegt), sich dann über die Folge hinweg steigert und schließlich am Ende seinen Höhepunkt findet. Die Handlung ist in sich stimmig, Emotionen werden sowohl vom Drehbuch als auch von Tobias und Cait sehr gut transportiert und es gibt ein paar wundervolle Dialoge, die mich sehr berührt, schockiert und bewegt haben. Wenn ich ein Nicht-Buchleser wäre, dann wäre diese Folge für mich fast perfekt gewesen. ABER meiner Meinung nach sind das hier nicht Frank und Claire Randall, obwohl sie so aussehen und auch so reden und auch in diesem wundervollen Haus in Boston leben, denn sie tun und sagen so unglaublich viele unbegreifliche Dinge, dass ich immer nur wieder kopfschüttelnd vor mich hin murmeln kann, dass das Diana niemals so geschrieben und gemeint hat. Ich frage mich, was um Himmels Willen im Writer’s Room schief gelaufen ist. Vielleicht ist Matt, obwohl er die Bücher auch seit Jahren liest, weniger emphatisch für Frank und Claire, als es Ron und Anne sind oder aber er hat all das, was Diana in ihren Büchern über die Ehe von Frank und Claire geschrieben hat, um hundert Prozent anders gesehen als ich. Claire hat Frank freigegeben, damit er sich mit anderen Frauen treffen kann? Solange er DISKRET ist, ist das für Claire in Ordnung? Frank nimmt nicht an der Abschlussfeier von Claire teil? Frank lädt seine Liebschaft nach Hause ein? Ernsthaft jetzt? Verglichen mit Band 3 ist die Geschichte, die die Serie von Frank und Claire erzählt, eine ganz andere. In der Serie ist bereits kurz nach Briannas Geburt klar, dass sowohl Frank als auch Claire ihre Ehe als gescheitert ansehen, denn anders kann ich die beiden Einzelbetten am Ende von Folge 302 nicht deuten. Dahingegen habe ich beim Lesen immer den Eindruck, dass sie eine ganz besondere Art der Beziehung haben. Claire hat auch hier niemals aufgehört, Jamie zu lieben und sich nach ihm zu sehnen und Frank war auch immer nur zweite Wahl, aber sie haben es geschafft, ihre Beziehung auf eine halb-intime Weise zu führen: sie schlafen miteinander, Claire reagiert eifersüchtig, wenn sie denkt, dass Frank gerade von einer seiner Liebschaften kommt und sie kuscheln sogar in der Szene, in der der große Streit ausbricht, im Bett miteinander. Heute würde man ihre Beziehung wohl als “Best Friends with Benefits” bezeichnen. Die Beziehung der beiden ist viel tiefschichtiger, ihr Verhalten zu analysieren und zu interpretieren bedarf mehr als eine Sandy, die vor der Tür steht und einen Streit über eine Scheidung. Warum sich die Serienverantwortlichen für diesen in meinen Augen komfortableren Weg entschieden haben, kann ich nur damit begründen, dass die Sendezeit begrenzt ist und einige TV-Zuschauer nicht analysieren, interpretieren und über den Tellerrand hinausschauen wollen, sondern eher einen vorgefertigten Inhalt konsumieren möchten. Und selbstverständlich steigert die Art und Weise, wie sie die Beziehung von Frank und Claire aufgebaut haben, die Dramaturgie extrem.  Frank wird als rücksichtslos und verbittert und Claire als kaltherzig und Hauptschuldige an dieser ganzen Misere dargestellt. Aber weder ist Frank das eine noch Claire das andere. Ich frage mich, warum sie erst so viel Zeit daran verschwendet haben, Frank als freundlichen, nachdenklichen, zuvorkommenden und auch missverstandenen Mann zu zeigen, wenn sie innerhalb der ersten zehn Minuten in dieser Folge dieses Bild komplett zerstören. Trotz aller nachvollziehbarer Gründe hinterlässt es bei mir einen schalen Geschmack, weil es den Charakteren nicht gerecht wird und meiner Meinung nach das Drehbuch hier komplett an Frank und Claire vorbeigeschrieben ist.
Es gab im Vorfeld im Fandom und vor allem auf CompuServe viele großartige Diskussionen, ob die Serie zeigt, dass Frank Claire betrügt oder nicht, denn es ist bis heute immer noch ein Mysterium, was Frank wußte oder auch nicht, was er getan hat oder auch nicht, ob er Affären hatte oder auch nicht und ob die Summe seiner Taten ihn entweder zum besten oder zum schlechtesten Ehemann der Welt machen. Diana hat zu diesem Thema niemals wirklich Stellung bezogen und wer einmal ihre Sicht der Dinge und vor allem ihre Sicht von Frank erfahren möchte, der sollte diesen höchst interessanten Artikel lesen. Ich habe in meiner Review zur Folge 301 bereits gesagt, dass jede Geschichte zwei Seiten hat und Diana erinnert uns daran, dass wir in den Büchern Frank immer nur durch Claires Augen sehen und hören und Claire hat ihre ganz eigenen Gründe, warum sie gerne glauben will, dass Frank ihr ein schlechter Ehemann gewesen ist. Selbst wenn sich irgendwann herausstellt, dass Frank Affären hatte, wäre es für mich vollkommen in Ordnung und würde meine Achtung und meinen Respekt vor diesem Mann nicht schmälern, denn ich glaube, dass seine unerwiderte Liebe zu Claire ihn einfach totunglücklich gemacht hat und er sich in diese Affären gestürzt hat (wenn er denn welche hatte!), um sich ein Stückchen Wärme und Zuneigung zu holen, etwas das seine Frau ihm nicht geben konnte. Daher war mir von Vornherein klar, dass sich die Serie für oder gegen Frank als Ehebrecher entscheiden muss, denn anders als Diana, kann sie diese Frage nicht zwanzig Jahre oder länger unbeantwortet im Raum stehen lassen. Erstens wissen wir nicht, ob Diana es in den nächsten Büchern jemals aufklären wird und zweitens, wenn sie es macht, ob die Serie dann überhaupt noch gesendet wird. Da Matt als langjähriger Buchleser bekannt ist, hatte ich gehofft, dass sie sich für dagegen entscheiden würden und war schon sehr enttäuscht, dass gleich in der ersten gemeinsamen Szene klar wird, dass sich mein Wunsch nicht erfüllt hat. Aber ich habe meinen Frieden damit gemacht, denn es ist Matts Sichtweise der Dinge und auch, wenn ich ihm nicht zustimmen kann, akzeptiere ich seine Entscheidung, denn es gab hier, wie gesagt, nur ja oder nein. Außerdem ist es müßig über vergossene Milch zu jammern und deshalb höre ich jetzt hier an dieser Stelle damit auf und werde, nachdem ich hundertmal “Das Buch ist das Buch und die Serie die Serie” geschrieben habe, mit meiner Review weitermachen und versuchen, die Szenen zwischen Frank und Claire nicht durch meine Buchbrille zu betrachten, sondern sie als das zu sehen, was sie sind: wunderbare und gefühlvolle Momente, die großartig gespielt sind und uns einen Einblick in eine Ehe geben, in der der eine Teil mehr liebt und gibt, als der andere.

 

Sicherlich kennt jeder diese Situation: da sieht man einen Menschen das erste Mal in seinem Leben und man hat sofort das Gefühl, dass das passen und dass etwas wunderbares daraus entstehen kann. Genauso ist es mir mit David Berry ergangen, als Starz bekannt gegeben hat, dass er zukünftig die Rolle von Lord John spielen wird. Mein erster Gedanke: der ist ja gar nicht blond! Mein zweiter Gedanke: das ist total egal, Hauptsache er hat das gewisse Etwas! Das, was Ron & Co. bisher bei jeder Rollenbesetzung gesucht und auch gefunden haben, denn Sam ist weder naturrot, noch sind Caits Augen whiskyfarben, Graham hat nicht annähernd die Frisur von Dougal und Sophie ist nur halb so groß wie Brianna. Hat mich das jemals wirklich gestört? Nein, weil jeder dieser Schauspieler in seiner Rolle perfekt besetzt ist und was bedeuten Äußerlichkeiten, wenn das Talent so großartig ist? Nachdem ich Davids IMDb-Foto bestimmt eine gefühlte Ewigkeit betrachtet habe, um festzustellen, ob er gewisse Ähnlichkeiten mit meinem Buch-Lord John hat, habe ich das gemacht, was ich immer mache, wenn wir jemand Neuen im Clan-Outlander willkommen heißen dürfen: ich habe mir seinen Showreel angeschaut. Was soll ich sagen, David hatte mich innerhalb der ersten fünf Sekunden mit Haut und Haaren für sich eingenommen, denn ich konnte sehen, wie gut er seine Rolle als James Bligh in der australischen Serie “A Place to Call Home” spielt. Zusätzlich hat er mich noch dadurch überzeugt, dass sein Charakter dort auch homosexuell ist und das in den beginnenden 1950ern, einer Zeit, in der Homosexualität noch strafbar gewesen ist, genauso wie zu LJ Zeiten.
Jedenfalls bin ich sehr dankbar, dass mich die Serienverantwortlichen in ihrer Auswahl wieder einmal nicht enttäuscht haben, denn David macht in dieser Folge einen Mörderjob und er zeigt so viel Talent und Können, dass ich ganz begeistert bin. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn er mich als LJ enttäuscht hätte, denn für mich ist dieser Buch-Charakter fast genauso wichtig wie Jamie. Warum? Das werde ich Euch gerne zeigen, denn bestimmt erkennt Ihr den Mann, den ich nachfolgend beschreibe, wieder: Er ist in einem liebevollen Elternhaus aufgewachsen und seine behütete Kindheit wurde durch den tragischen und viel zu frühen Tod eines Elternteils überschattet. Dieser Mann ist seiner Familie sehr ergeben und er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, seine Lieben zu beschützen und auch alle anderen unter seinen Schutz zu stellen, die solchen brauchen. Könnt Ihr euch vorstellen, dass er dazu auch noch ein mutiger Soldat ist, der bereits in einigen Schlachten seine Tapferkeit unter Beweis gestellt hat und auch sein diplomatisches Verhandlungsgeschick? Was wäre aber dieser Mann ohne seine großartige Persönlichkeit und ohne seine Loyalität und ohne sein Ehrgefühl? Hand aufs Herz: wer von Euch hat bei meiner Aufzählung an James Alexander Malcolm MacKenzie Fraser gedacht? Aber leider falsch gedacht, der Mann von dem ich hier rede, ist nicht Jamie, sondern John William Bertram Armstrong Grey. Und aus all diesen Gründen ist LJ einer meiner Lieblingscharaktere in Dianas Büchern, denn er ist für Jamie ein harter Konkurrent in Sachen Loyalität, Ehre, Einfühlungsvermögen und seiner Bereitschaft sich für andere Menschen einzusetzen. Auch läuft er Claire fast den Rang in den Kategorien Fürsorglichkeit und Güte ab. Was aber noch interessanter ist: LJ hat sowohl mit Jamie und als auch mit Claire gemeinsam, dass er weiß, was Einsamkeit bedeutet. Er führt seit Jahren ein Doppelleben, versucht seine Homosexualität zu verstecken und hat niemandem, dem er sich offenbaren kann. Erschwerend kommt hinzu, dass er bei Culloden seine erste Liebe verloren hat und der andere Mann, den er über alles liebt, seine Liebe nie auf diese Art und Weise erwidern wird. Wenn also Jamie und LJ erneut in Ardsmuir aufeinandertreffen, ist ihre Einsamkeit das, was sie anfänglich verbindet. Aber darüber hinaus haben sie noch viele andere Gemeinsamkeiten. Beide sind gebildete Männer, sie lieben das Schachspiel und Literatur und philosophieren gerne über den Sinn des Lebens. Nicht zu vergessen, dass sie sich die Vorliebe für einen oftmals sehr ironischen und trockenen Humor teilen und ihr Gegenüber achten und respektieren für das, was dieser Mensch ist. 


Ich finde, dass Terry mit Claires Kostümen mal wieder eine Meisterleistung vollbracht hat. Claire sieht bei ihrer Abschlussfeier einfach bezaubernd aus. Ich liebe dieses cremefarbene Kleid mit der perlenbesetzten Brosche, 
das sie in dieser Szene trägt und bin der Meinung, dass Cait eine tolle Jackie Kennedy abgegeben hätte. Auch liebe ich es, was das Make-Up Departement mit Claires Haaren gemacht hat und besonders gut gefällt mir die Frisur, die sie in der Frühstücksszene trägt.
Was wäre diese Folge ohne die wundervollen Kompositionen von Bear? Auf jedenfall halb so emotional, denn er setzt die uns bekannten Themes mal wieder sehr effektiv ein. Wenn Frank betrunken nach Hause kommt und er sich mit Claire streitet, wird die Szene mit dem Frank Theme ausgeblendet, genauso wie die Szene, wenn er nach dem großen Streit das Haus verlässt. Natürlich darf das Frank Theme auch nicht in seiner letzten Szene fehlen und ich finde es toll, dass es auch im Abspann gespielt wird. Wenn Duncan Kerr über die Ban Druidh spricht, wird das erste Mal in dieser Folge das Jamie & Claire Theme gespielt, denn in diesem Moment keimt in Jamie die Hoffnung auf, dass Claire in seiner Zeit sein könnte. Auch als Jamie zu LJ sagt, dass Claire wirklich weg ist, wird seine Aussage durch das Jamie & Claire Theme noch schmerzvoller. Erinnert Ihr euch noch an “Moch Sa Mhadainn”, das Lied, dass in der Folge “Je Suis Prest” das erste Mal gespielt wurde? Ich habe es damals schon geliebt und immer, wenn ich es höre, bekomme ich eine Gänsehaut. So auch in der Szene, in der Murtagh und Jamie am Schluss auseinander gerissen werden. Ein Lied, was den Aufstieg und den Untergang der Jakobiten in dieser Serie beschreibt und hier in Ardsmuir, am Tage ihrer Deportation, schließt sich der Kreis. Auch bin ich gespannt zu erfahren, welches Theme sich Bear für LJ überlegt hat. Vielleicht ist es das, was im Hintergrund gespielt wird, wenn LJ Jamie von Hector erzählt oder aber das, das die letzte Szene zwischen Jamie und LJ begleitet?
Ich denke, dass der  Neufundländer, der zum Ende der Opening Credits auf dem Boden liegt, der Familienhund der Randalls ist (zumindest hatten sie im Buch einen) und dass dieser Hund eines von den sogenannten “Eastereggs” ist, die Ron & Co. gerne einmal für uns in den Episoden verstecken. Ich freue mich immer wie ein kleines Kind an Ostern, wenn ich eines davon finde. Warum ich über den Neufundländer so begeistert bin? Na, weil Claire doch Jamie Fotos von Brianna mitbringt und auf einem ist sie mit einem Neufundländer abgebildet. Und ich hoffe, dass wir genau dieses Foto in Folge 6 “A. Malcom” sehen werden. Habt Ihr Euch auch gefragt, ob Jamies Stoffbandagen, die er um seine Handgelenke trägt, aus Claires Plaid gefertigt sind,  das er am Craigh na Dun mitgenommern hat und ob es ein weiteres “Easteregg” ist.
Als kleines Bonbon habe ich noch ein paar kleine, aber sehr interessante Dinge aus dem Podcast zu dieser Folge:
* Die Folgen 301 und 303 wurden zusammen als ein Block gedreht.
* Die Außenaufnahmen der Strasse in Boston, in der das Haus der Familie Randall steht,  wurden in Glasgow (Dowanhill Street) gedreht.
* Die Location, in der die Szenen von Ardsmuir gedreht wurden, heißt Craigmillar Castle und liegt etwas außerhalb von Edinburgh.
* Die Szenen, in denen sich Jamie und LJ in den Highlands befinden, wurden nördlich von Crieff gedreht.
* An den Klippen bei Dunure wurden die Szenen mit LJ gedreht, als er zur Seehundinsel schaut, um festzustellen, ob es eine Spur von Jamie gibt.

Sam, Cait und Tobias haben in dieser Folge mal wieder ihr ganzes Talent gezeigt und mich mit ihren perfekten Darstellungen in jeder Sekunde abgeholt. Durch ihre Performances zeigen sie uns, wie sich ihre Charaktere durch deren Qual, Trauer, Selbstzweifel und nicht erfüllte Träume im Laufe der Zeit innerlich verändern. Sie erledigen ihre Aufgabe mindestens genauso gut, wie ihr Make-Up und der Wechsel ihrer Frisuren den äußerlichen Wandel zeigt. Zwischen Sam und David herrscht eine bemerkenswerte Chemie und diese, kombiniert mit ihrem Talent, machen die Szenen der beiden einfach großartig und es ist eine wahre Freude ihnen zuzuschauen.

 

Murtagh lebt? Murtagh lebt!
Etwas, was jetzt nicht besonders überraschend war, denn im Vorfeld hatte sich Ron ja bereits in irgendeinem Interview verplappert. Als man Jamie mit einem Mann, den man erst nicht sieht, reden hört, habe ich diesen erst gar nicht als Murtagh erkannt. Meine beiden Sassenach-Freundinnen, mit denen ich die Serie anschaue, waren sich auch nicht sicher und so stand es erst 2:1, dass es nicht Murtagh ist. Aber nur bis wir ihn dann das erste Mal gesehen haben, aber wir mussten schon mehr als einmal hinschauen, um ihn einwandfrei zu erkennen, denn Murtagh hat sich aufgrund der langen Jahre im Gefängnis sehr verändert. Da Murtagh sehr krank ist, habe ich erst die Vermutung, dass er es nicht schaffen und in Jamies Armen sterben wird und wir von ihm On-Screen Abschied nehmen können. Ich male mir bereits die herzergreifendsten Szenarien aus und bemitleide schon einmal Jamie und mich im Voraus, aber all die Mühe umsonst. Heute stirbt niemand, außer Frank! Ich war mir bis zur Ausstrahlung der Folge nicht sicher, wie ich zu Murtaghs Überleben stehe, denn ich hatte Sorge, dass es die Dynamik zwischen Jamie und den Gefangenen stören könnte und dass Jamie dadurch, dass Murtagh an seiner Seite ist und er daher weniger einsam ist, als im Buch, keine Notwendigkeit sieht, die Führung der Gefangenen zu übernehmen. Aber nichts davon ist passiert und ich denke, dass es gut ist, dass Murtagh in Ardsmuir ist, denn er ist der Einzige, mit dem sich Jamie über Claire unterhalten kann. Stellt euch mal vor, wie viele VoiceOver es sonst gegeben hätte, denn anders als im Buch können wir Jamies Gedanken nicht hören. Ich bin Ron sehr dankbar, dass sie sich dazu entschieden haben (übrigens schon bereits in der Mitte von Staffel 2), Murtagh am Leben zu lassen und finde es sehr gut, wie Matt ihn in die Handlung von Ardsmuir eingebaut hat, ohne dass er wirklich Schaden anrichtet. Wie sich seine Story in der nächsten Staffel entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Für mich gibt es momentan zwei Möglichkeiten, was aus Murtagh werden könnte: entweder er ersetzt Duncan Innes, denn ihn habe ich in Ardsmuir nicht gesehen oder er wird anstelle von Gavin Hayes zu Beginn von Staffel 4 gehängt. Aber wahrscheinlich wird nichts davon passieren und bevor ich mich total verspekuliere, werde ich einfach abwarten, welchen Plan sich Ron für Murtagh ausgedacht hat.

 

Cait und Tobias zeigen in all ihren Szenen, was für ein wahnsinniges Schauspieltalent in ihnen steckt. Allein in der Frühstücksszene, in der Frank Claire offenbart, dass er ihr Angebot eine offene Ehe zu führen, bereits öfter angenommen hat, als sie sich vorstellen kann, drückt Cait Claires Überraschung, gerade von dem Menschen, von dem sie es am wenigsten erwartet hätte, verletzt worden zu sein und ihre Eifersucht nur durch ihre Mimik und Körperhaltung aus.
In der nächsten Sequenz, nachdem Frank (oder wohl eher Sandy) Claire ihre Abschlussfeier verdorben hat, zeigt dieser ihr endlich seine wahren Gefühlen. Claire ist entsetzt, dass Frank seine Affäre nach Hause einlädt (ich übrigens auch) und unterstellt ihm, dass er sie damit absichtlich verletzten und vor ihren Kollegen erniedrigen wollte. Leider verneint er diese Anschuldigungen nicht und er macht Claire auch unmissverständlich klar, wie leid er es ist, ständig zu dritt zu sein und dass er absolut kein Vertrauen mehr zu ihr und in ihr Wort hat. Franks Frustration und Resignation bricht aus ihm heraus und es bricht mir das Herz zu sehen, dass keiner aus seiner Haut kann und am Ende klar ist, dass sie nur noch wegen Brianna zusammen bleiben. Caits Darstellung in dieser Szene ist perfekt und sie zeigt Claires Schmerz und Trauer wunderbar, in dem sich ihre Augen mit Tränen füllen, wenn Frank sagt, dass er denkt, dass ihr Schlafzimmer bereits zu voll ist. Sie weiß, dass Frank recht hat und ihre permanent unterdrückte Sehnsucht nach Jamie holt sie in diesem Moment ein. Aber nicht nur das, sondern sie fühlt sich schuldig, weil sie erkennt, wie sehr sie Frank verletzt und das ist etwas, was sie niemals wollte. Am Ende dieser Szene interpretiert Tobias Franks Frustration, seine Wut und seinen Kampf um Beherrschung so großartig subtil. Ein tiefer Seufzer, eine gerunzelte Stirn und ein geworfenes Kissen drücken all das aus, was Frank gerade fühlt und halten ihn davon ab, so wie Claire in Tränen auszubrechen. Ich bin schockiert, wie weit diese beiden Menschen emotional schon voneinander entfernt sind, denn sie schaffen es nicht einmal mehr für Außenstehende ein glückliches Ehepaar zu spielen. Auch bricht es mir das Herz zu sehen, dass beide nicht mehr anders können, als sich der Tatsache zu stellen, dass nicht nur ihre Ehe, sondern auch ihre Freundschaft zerbrochen ist und ihnen nichts mehr bleibt, als eine Leere Hülle und Brianna.
Wenn wir die Randalls das letzte Mal zusammen sehen, scheint es so, als ob sie in den letzten acht Jahren einen Weg gefunden haben, miteinander politisch korrekt umzugehen und sich in diesem Arrangement wohlzufühlen. Frank sieht Claire im Wohnzimmer sitzen und bemerkt, dass sie einen anstrengenden Tag gehabt hat und anstatt darüber hinwegzusehen, nimmt er Anteil daran. (Da ich weiß, dass es die letzte Szene ist, in denen wir Frank lebendig sehen, bedaure ich es sehr, dass wir schon am Ende angelangt sind. Ich hätte mir sehr gewünscht, mehr Zeit mit Claire in Harvard und im Krankenhaus zu verbringen und wäre über mehr Familienzeit und Alltag mit den Randalls sehr dankbar gewesen. Vor allem hätte ich gerne mehr von Frank und Brianna gesehen, da er sich die ganze Zeit um sie gekümmert und den Hauptpart ihrer Erziehung übernommen hat, damit Claire ihrer Bestimmung, Ärztin zu sein, nachgehen konnte. Auch bin ich der Meinung, dass Claires Freundschaft zu Joe nicht wirklich zur Geltung kommt, denn es bedarf mehr als einen Martini und einen lockeren Spruch, um klar zu machen, dass Joe in dieser Zeit der einzige Mensch ist, dem Claire uneingeschränkt vertraut und dessen Freundschaft ihr sehr wichtig ist.) Frank sagt zu Claire, dass er wieder nach England gehen will und zwar ohne sie, aber dafür mit Brianna und dass er die Scheidung einreicht. Für Claire ist das wie ein Schlag ins Gesicht und Cait ist so überzeugend, wenn sie sagt: ”You’ve just been waiting for the clock to run out!”. Überhaupt ist diese komplette Szene vom Inhalt, Tenor und der Dramatik so, wie ich es mir immer im Buch vorgestellt habe. Wenn Frank Claire fragt, ob sie Jamie vielleicht mit der Zeit hätte vergessen können, wenn Brianna nicht als stille Erinnerung immer präsent gewesen wäre und ich sehe, dass er trotz seiner letzten enttäuschenden und schmerzlichen achtzehn Jahre immer noch Hoffnung hat, bricht er mir das Herz. Ja, er hätte es wirklich verdient gehabt, sein Leben mit einer Frau zu leben, die ihn liebt! Claires “That amount of time doesn’t exist.” treibt nicht nur ihr die Tränen in die Augen und Cait ist hier so großartig. Als Frank aus dem Haus stürmt und Claire ans Telefon geht, wird mir bewusst, dass das die letzten Worte sind, die sie jemals zueinander sagen werden.
Als Claire den Leichnam von Frank sieht, ist es herzergreifend mitanzusehen, wie sehr sie sein Verlust schmerzt. Manchmal erkennt man das, was man an einem anderen Menschen hat, erst dann, wenn man diesen verloren hat. Ich finde es gut, dass Claire hier sagt: “I did love you, very much. You were my first love.” (nicht so wie im Buch:”I did love you. Once. I did.“), denn sie wirft dadurch all die letzten Jahre, in denen sie und Frank zusammen gewohnt haben (zusammen leben wäre an dieser Stelle übertrieben) über Bord und erinnert sich an eine Zeit, in der sie mit ihm glücklich gewesen ist. Vielleicht hat Frank doch all die Jahre mit einer Frau zusammengelebt, die ihn liebt, denn ich bin der festen Überzeugung, dass Claire ihn auch nach ihrer Rückkehr immer geliebt hat. Zwar nicht auf die Art und Weise, wie Jamie, aber sie hat etwas für Frank empfunden, denn es gibt viele Arten, auf die man einen Menschen lieben kann. Aber verständlicherweise konnte sich Frank nicht damit zufrieden geben, immer nur zweite Wahl zu sein und immer im Schatten von Jamie zu leben. Am Ende sehen wir, wie Claire an der Tür steht und wir wissen, dass, wenn sie diese Tür öffnet, sich ein neuer Lebensabschnitt auftut. Sie hat Frank versprochen wieder zu ihm zurückzukommen und sie hat alles getan, um es zu versuchen, aber ihre Liebe zu Jamie ist einfach zu groß. So ist ihr mit Franks Tod, die Last jemand zu sein, der sie nicht sein kann und etwas zu fühlen, was sie nicht fühlen kann, von den Schultern genommen worden.

Da Ron bereits angedeutet hat, dass es wahrscheinlich sein kann, dass wir Frank in Flashbacks in den nächsten Staffeln wiedersehen werden, weil sich Claire, so wie im Buch auch, nach ihrer Rückkehr zu Jamie immer mal wieder an Situationen mit Frank erinnern wird, ist dieser Abschied eigentlich gar kein richtiges Lebewohl. Ich bedanke mich trotzdem von ganzem Herzen bei Tobias für seine großartige schauspielerische Leistung. Ich bewundere sein Talent, denn er war sowohl als Frank als auch als BJR perfekt. Und wer möchte, der kann hier seine besten Szenen noch einmal als Zusammenfassung sehen.

 

Jamies Situation hat sich seit der letzten Folge verändert und mit ihr auch sein Name, denn aus Dunbonnet ist Mac Dubh geworden. In der Tat hat er ein Gefängnis gegen ein anderes getauscht, aber er scheint wieder mehr Lebensmut zu haben. Er ist nicht mehr nur noch ein Schatten seiner selbst, sondern hat in Ardsmuir wieder eine Aufgabe gefunden, etwas, dass ihn daran erinnert, dass er weitermachen muss. Jamie kümmert sich als Anführer um seine Mitgefangenen, tritt für ihre Belange ein und hat Murtagh, der ihn immer noch zur Seite steht und all das gibt ihm das Gefühl, gebraucht zu werden und seinem Leben einen Sinn. Aber wir sehen auch klar und deutlich, dass er Claire immer noch wahnsinnig vermisst, denn immer, wenn er über sie spricht, steigen ihm Tränen in die Augen und er muss gegen dieses aufkommende Gefühl der absoluten Einsamkeit ankämpfen. Gegenüber LJ wirkt er eher misstrauisch und zurückhaltend, denn zu Anfang meidet er öfter den Augenkontakt. Aber trotzdem ist er weder unterwürfig noch schüchtern und er vertritt die Belange seiner Mitgefangenen mit Entschlossenheit. LJ ist von der Tatsache, Red Jamie in seinem Gefängnis zu haben und mit diesem einmal die Woche bei einem kleinen Essen die Belange der Gefangenen zu erörtern, mehr als nicht begeistert. Trotzdem schafft Jamie es ziemlich schnell und dann fortlaufend LJ zu überraschen und zu beeindrucken, auch dadurch, dass er als Bedingung für seine Übersetzung nicht nach Haftverbesserungen für sich fragt (denn das hätten viele andere getan), sondern dass er Decken und Medikamente für die Männer fordert, die krank sind. Am meisten ist LJ jedoch von Jamies Aussage: “There’s nothing you can do that hasn’t already been done to me, so try if you must.” beeindruckt. Er sieht genau, dass das, was Jamie ihm sagt, der Wahrheit entspricht und dass dieser Gefangene in seinem Leben mehr Schmerz und Leid erfahren hat, als ein Mensch eigentlich ertragen kann und sollte.
Duncan Kerr: ist Euch auch aufgefallen, dass dieser für einen Mann, der an der Schwelle des Todes steht, recht quitschvergnügt durch die Highlands wandert? Ich habe nur noch darauf gewartet, dass er sich gleich auf seinen Wanderstock stützt und die Fersen in der Luft zusammenschlägt. Vielleicht hätten ihn die Serienverantwortlichen ein bisschen weniger vital zeigen sollen, dann wäre die Story seines schlechten Gesundheitszustandes glaubwürdiger gewesen.
Ich liebe den Moment, in dem LJ realisiert, dass Red Jamie kein schottischer Barbar, sondern ein gebildeter und kultivierter Mann ist, der mehr von Wein versteht, als er selbst. Und ich liebe es, wie David LJs Erstaunen und seine Belustigung sich so in diesem Menschen geirrt zu haben, durch dieses kleine Schmunzeln im Mundwinkel und durch sein für ihn typisches Augenbrauen-Hochziehen zeigt. Ich glaube, dass Jamie in diesem Moment, in dem er das Essen probiert, das erste Mal in dieser Staffel lächelt.
Jamie bespricht mit Murtagh die Möglichkeit, dass die Ban Druidh von der Duncan Kerr gesprochen hat, eventuell Claire sein könnte. Nicht nur Jamie, sondern auch Murtagh denkt immer noch an sie und an das “Wee Bairn” und wünscht sich, sie würden wissen, was aus ihnen geworden ist. Jamie antwortet darauf Wishing will not bring her back.”  und dass Murtagh nicht an sie denken soll, denn es bringt nur Leid und Schmerz. Diese zwei Sätze sagen so viel über Jamies Kampf gegen seine Sehnsucht in den letzten neun Jahren aus. Wie oft hat er sich gewünscht, dass Claire und das Baby zurückkommen und wie oft hat er dafür gebet? Aber leider hat er lernen müssen, dass ihm niemand seinen innigsten Wunsch erfüllt und so hat er aufgegeben zu hoffen. Und in dem Moment, wo ich Jamies Worte höre, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. In der ersten Szene mit Murtagh sagt Jamie zu ihm, dass er die Anwendung der Kräuter von einer “Lass” gelernt hat, die viel über Heilkunst wusste. Ich habe überhaupt nicht nachvollziehen können, warum Jamie gegenüber Murtagh nicht Claires Namen erwähnt, da dieser sie ja auch gekannt und sehr gern gehabt hat. Aber jetzt verstehe ich es: Jamie versucht so wenig, wie möglich an Claire zu denken und so wenig wie möglich über sie zu sprechen und schon gar nicht ihren Namen auszusprechen, denn dieser löst in ihm eine Welle von Erinnerungen aus, so wie wir es in der späteren Szene mit LJ sehen.
Jamies anschließende Flucht ist sehr gut von ihm und seinen Mitgefangenen geplant und man bekommt einen Eindruck, wie sehr er bei diesen angesehen ist.
Als nächstes sehen wir wie LJ ins Gras pinkelt und zwei Gedanken schießen mir durch den Kopf, erstens: wie Jamie in Folge 209 und zweitens: Seehundinsel. Ich habe die Szene aus dem Trailer vermisst, in der Jamie in der Ruine, die sich auf der Seehundinsel befindet, steht und nach Claire ruft, denn eigentlich hätte diese zwischen Jamies Flucht und dieser Szene gezeigt werden müssen. Vielleicht spielt sie aber im späteren Verlauf der Serie noch eine Rolle, wenn Jamie Claire von der Seehundinsel erzählt. Die mir so bekannte Situation, in der wir LJ vorfinden, ist auch für Jamie nicht unbekannt und so erinnert er LJ und uns Zuschauer daran, was damals zwischen ihnen vorgefallen ist. Die Situation entwickelt sich zu einer Szene, die mir wirklich Vergnügen bereitet, nur die Rückblicke auf Folge 209 habe ich als etwas zu lang empfunden. Hier hätte man in meinen Augen wertvolle Sendezeit sparen können. Als Jamie dann vor LJ auf die Knie geht und ihn mit tränengefüllten Augen bittet, seinem Leben ein Ende zu setzen, rührt mich dieser Moment sehr, auch wenn ich denke, dass Buch-Jamie das niemals gemacht hätte. Ich weiß, dass die Serienverantwortlichen zeigen wollten, dass Jamies Enttäuschung, auf der Seehundinsel keine Spur von Claire gefunden zu haben, so groß ist, dass er sterben möchte, aber für mich passt es trotzdem nicht. Abgesehen von seinen Männern, denen er sich verpflichtet fühlt, gibt es im Gefängnis auch noch Murtagh, der krank ist und seine Hilfe und Pflege braucht. Hätte Jamie seinen Patenonkel, der ihn sein Leben lang begleitet und beschützt hat, der für ihn sein Leben in Wentworth riskiert hat und der mit ihm in Culloden sterben wollte, jemals an diesem furchtbaren Ort alleine und schutzlos zurückgelassen? Und von daher finde ich Jamies Handeln in dieser Szene unpassend!
Wenn Jamie LJ offenbart, dass er und Claire ihm damals in Corrieyairack nur etwas vorgespielt haben, ist dieser nicht böse, sondern sehr amüsiert. Hier wird gezeigt, was für eine positive Einstellung LJ grundsätzlich zum Leben hat und dass er immer versucht, in allen Lebenslagen das Beste aus einer noch so verfahrenen Situation zu machen. Genauso wie LJ schmunzeln muss, muss ich es auch, denn diese Szene macht einfach Spaß.
Und dann endlich die “Torremolinoseröffnung” auf die ich schon eine halbe Ewigkeit gewartet habe. Ich bin begeistert, denn sowohl durch Matts Worte als auch durch Sams und Davids Schauspiel ist sie perfekt, so, wie ich sie mir immer vorgestellt habe. Seitdem wir Jamie und LJ das letzte Mal gesehen haben, sind drei Monate vergangen und beide scheinen diese Zeit sehr intensiv genutzt zu haben, um ihre Beziehung zueinander auf ein anderes Level zu bringen. Man hat das Gefühl, dass hier zwei langjährige Freunde Schach spielen und nicht der Gefängnisleiter gegen einen Gefangenen. Allein durch Jamies: “Why ye cunning wee bastard.” merkt man, dass beide auf derselben Stufe stehen, sich respektieren und es noch mehr gibt zwischen ihnen als Respekt und Achtung, nämlich Vertrauen. LJ erzählt Jamie die Geschichte, wie er einen Menschen, der ihm sehr wichtig gewesen ist, bei Culloden verloren hat (wir Buch-Leser wissen, dass es Hector, seine erste große Liebe, gewesen ist). Es ist eine sehr persönliches Erlebnis, dass LJ sehr nahe geht, denn während er von Hector erzählt, füllen sich seine Augen mit Tränen. Seine AussageSome people, you grieve over forever.” ist so herzergreifend und Jamie kann das so gut nachempfinden, denn er weiß, wie sich Sehnsucht und Einsamkeit anfühlen. LJ gibt durch seine Bereitschaft, Jamie in seine Seele blicken zu lassen, etwas, dass Jamie seit langem nicht mehr gespürt hat: Verbundenheit. Er weiß, dass seine Trauer um Claire bei LJ in guten Händen ist und so kann er diese mit ihm teilen und er sagt das erste Mal in dieser Folge, und seit langer Zeit, Claires Namen und es ist wirklich herzergreifend, wie ihm die Erinnerung an sie ein Lächeln auf das Gesicht zaubert. Seine Stimme voller Sehnsucht und Trauer, sein Gesicht so voller Emotionen und seine mit Tränen gefüllten Augen sind schwer zu ertragen.

LJ legt seine Hand auf Jamies Hand, um ihn zu trösten und für Jamie ist das in Ordnung, aber in dem Moment, in dem LJ mit seinem Daumen über Jamies Hand streichelt, ändert sich die Stimmung schlagartig. Es bricht mir das Herz zu sehen, wie Jamie gerade in den Grundfesten seiner Selbst erschüttert wird, denn der Mann, dem er fünf Sekunden vorher noch blind vertraut hat, hat gerade sein Vertrauen missbraucht und den Horror von Wentworth lebendig werden lassen. Jamie erstarrt und man sieht in seinem Gesicht, was es ihn gerade an Selbstbeherrschung kostet, LJ nicht auf der Stelle zu erwürgen. Mit einem kalten, gnadenlosen und selbstbeherrschten Flüstern sagt er Take your hand off me. Or I will kill you.”. LJ nimmt mit Bedacht und Vorsicht seine Hand von Jamie und er weiß, dass er zu weit gegangen ist und seinen “True North”, wie er Jamie im Buch später einmal bezeichnet, tief verletzt hat.
Sam ist sowohl in der Szene, als Jamie Claires Namen sagt als auch in der mit LJ fantastisch und es ist unglaublich, wie unerschöpflich sein mimisches Repertoir ist. Wenn Jamie zu LJ sagt, dass er seine Hand wegnehmen soll, dann achtet mal auf Sams Gesicht: starrer Blick und diese unterdrückte Wut, die sich durch seine zitternden Lippen ausdrücken, einfach großartig und auch ohne viele Worte sehr eindrucksvoll. Aber auch David ist nicht weniger talentiert, denn er schafft es, mit nur einer Träne auszudrücken, was in LJ vorgeht.
Jamie kann durch den Missbrauch durch BJR mit LJ Homosexualität noch schlechter umgehen, als er es eh schon aufgrund der allgemein geltenden und auch seiner eigenen Vorurteile (er ist manchmal auch einfach nur ein Mann seiner Zeit) könnte. In “Ferne Ufer” versucht er mit allen Mitteln einen Keil zwischen ihn und den Gefühlen von LJ zu treiben und zwingt diesen, ihn anstelle eines anderen Gefangenen auspeitschen zu lassen. LJ ist im ersten Augenblick so wütend und verletzt, dass Jamie fast seinen Willen bekommen hätte. Aber LJ wäre nicht LJ, wenn er nicht folgendes erkannt hätte: 

„Ich habe ihn gehasst, solange ich konnte. Aber dann wurde mir klar, das, ihn zu lieben…, dass das ein Teil von mir war, und zwar einer der besten Teile. Es spielte keine Rolle, dass er mich nicht lieben konnte, das hatte nichts damit zu tun. Aber wenn ich ihm nicht verzeihen konnte, dann konnte ich ihn auch nicht lieben und hatte diesen Teil verloren, Und irgendwann habe ich festgestellt, dass ich ihn wiederhaben wollte.“
(Kapitel 59 “Erpressung” aus Der Ruf der Trommel by Diana Gabaldon)

Da Murtagh das Stück Fraser Tartan hervorholt und es dann wieder versteckt, hatte ich eigentlich erwartet, dass diese Stelle aus dem Buch gezeigt wird, auch weil es in den Opening Credits eine Sequenz gibt, in der ein Stück Tartan weitergegeben wird. Schade, dass es nicht der Fall gewesen ist. Im Drehbuch habe ich dann gelesen, dass Matt eine Sequenz mit Murtaghs Stück Tartan geschrieben hat, aber der kausale Zusammenhang ist ein ganz anderer als im Buch. Im Buch treibt das Ereignis nur noch einen größeren Keil zwischen Jamie und LJ, im Drehbuch bringt es die beiden näher zusammen (Ich denke, dass sie die Szene gedreht haben, aber aus Zeitgründen schneiden mussten und hoffe, dass wir sie als “Deleted Scene” zu sehen bekommen). In meinen Augen ist die Tartan-Szene im Buch sehr wichtig, um zu verstehen, wie tief sowohl LJ als auch Jamies Gefühle füreinander sind, denn wie die beiden es schaffen, auf diesem Scherbenhaufen eine lebenslange tiefe Freundschaft aufzubauen, das sagt mehr als alles andere über ihre Charakter aus. Aber wie war das doch gleich mit der vergossenen Milch und dem Jammern?
Wenn LJ Jamie von den Gefangenen trennt, die für vierzehn Jahre in die Kolonien als Zwangsarbeiter deportiert werden, ist es sehr traurig, dass sich Jamie und Murtagh nicht voneinander verabschieden können und keiner weiß, ob er den anderen jemals wiedersehen wird.
Ist Euch auch aufgefallen, dass LJ auf dem Weg nach Helwater einen kleinen Zwischenstopp beim Frisör gemacht hat oder hat die schottische Sonne sein Haar so aufgehellt? Diana hat zu den unterschiedlichen Haarfarben auf CompuServe erzählt, dass das Make-Up Departement erst die blondere Perücke für LJ ausgesucht hatte, aber sie dann festgestellt haben, dass die Dunklere besser zu Davids Typ passt. Da die Szenen in Ardsmuir später gedreht wurden, sind daher die Haare von LJ in dieser Folge erst dunkel und dann heller. David soll übrigens laut Diana beim Dreh dieser Helwater Szene so unter seinem Jetlag gelitten haben, dass man ihm immer seine Dialoge vorsagen musste, weil er sie sich absolut nicht merken konnte.
Apropos Helwater: Bis hierhin hat mir, wie bereits mehrfach erwähnt, alles sehr gut gefallen, denn die Szenen sind sehr buchnah umgesetzt worden. Aber die letzte Szene, in der Jamie von LJ nach Helwater gebracht wird, finde ich stellenweise etwas wunderlich. LJ lässt Jamie mit einem Strick gefesselt hinter seinem Pferd herlaufen? Sehr unglaubwürdig, denn warum sollte erstens LJ Jamie so demütigen wollen, wenn er ihm am Ende mit so wundervollen Worten ins Leben entlässt und zweitens hätte er für den Weg nach Helwater das zigfache an Zeit gebraucht, denn er kann die 570 Kilometer von Ardsmuir, im hohen Norden Schottlands (in der Nähe von Coigach), bis nach Helwater, das in England im Lake District liegt, nur so schnell zurücklegen, wie Jamie laufen kann. Und drittens wäre es nicht im Sinne von LJ gewesen, wenn Jamie sich etwas gewaschen, rasiert und zurecht gemacht hätte, bevor er ihn nach Helwater bringt? Immerhin hat er Jamie die (sagen wir mal) Arbeit als Stallbursche vermittelt. Wäre es dann nicht ratsam gewesen, wenn Jamie einen zivilisierten Eindruck macht? Auch finde ich es merkwürdig, dass er Jamie einfach so in der Wildnis stehen lässt. Ein Blick ins Drehbuch zeigt, dass die Szene, in der LJ Jamie quasi bis an die Haustür bringt, geschnitten wurde. Wenn ich diese Ungereimtheiten einmal außer Acht lasse, war es eine tolle Szene und LJs letzte Worte an Jamie zeigen noch einmal eindrucksvoll, was für ein ausgesprochen großartiger Mensch er ist: “ You gave me my life all those years ago. Now I give you yours. I hope you use it well.”. Jamie ist sehr beeindruckt, dass LJ das alles für ihn tut, obwohl er ihn abgewiesen hat und sagt ihm auch, dass er es nicht versteht, denn eigentlich sind die Frasers und Greys im Punkto Leben schenken quitt. LJ antwortet, dass Hal Jamie damals sein Leben für die Familienehre geschenkt hat und er es aber für sich macht. Hach ja, erwähnte ich schon, wie toll ich LJ finde und wie sehr ich ihm ergeben bin? 

 

“All Depts Paid” – das ist genau das, was alle Hauptcharaktere in dieser Episode getan haben. LJ, der in seinen Augen Jamie immer noch ein Leben schuldet, begleicht diese Schuld, in dem er Jamie vor der Deportation und Zwangsarbeit in den Kolonien schützt und ihm ein “neues” Leben mit mehr Freiheit, als Jamie es in den letzten 10 Jahren gekannt hat, schenkt. Frank hat seine Schuld, nicht Jamie zu sein und sein zu können, mit seinem Leben bezahlt, sowohl im übertragenen Sinne als auch wörtlich. Er hat sich achtzehn Jahre lang nach der Liebe seiner Frau gesehnt und dabei immer im Schatten eines (vermeintlich) toten Mannes gestanden und wer weiß, wenn er über Claires letzten Satz nicht so wütend, enttäuscht und verletzt gewesen wäre, wäre er am Steuer vielleicht etwas aufmerksamer gewesen und der Unfall wäre niemals passiert. Jamie hat seine Schuld, am Jakobitenaufstand beteiligt gewesen zu sein, mit mehr beglichen, als ein Leben eigentlich ertragen kann: er hat die Liebe seines Lebens verloren, sein Kind, sein Zuhause, seine Freiheit über viele Jahre hinweg und nicht zu vergessen, einen Teil seiner selbst. Claire ist durch Franks Tod von ihrer Schuld, ein Versprechen zu erfüllen, das sie nicht erfüllen konnte, egal wie sehr sie es versucht hat, befreit worden und ihr ist eine große Last von den Schultern genommen worden.
Jamie und Claire haben sich durch ihre Trauer und ihre Sehnsucht, die keine Zeit der Welt ändern kann, verändert und schlussendlich ihr Leben ohne den anderen angenommen und versucht weiterzumachen. Obwohl es in dieser Folge den Anschein hat, dass beide ihrem Leben wieder einen Sinn gegeben haben und weitergehen, wird weder Jamie noch Claire der Mensch sein können, der er einst gewesen ist, geschweige denn der, der er mit dem anderen an seiner Seite hätte werden können. Jamie wird immer sein Herz und Claire immer ihre Seele vermissen und ihr beider Leben wird immer mehr einem Überlebensplan als einem Lebensplan gleichen. Es ist eine herzergreifende und oft auch niederschmetternde Geschichte, aber sie ist so wundervoll in Worten erzählt und so gefühlvoll in Bildern umgesetzt worden.
Wie schon die letzten beiden Folgen endet auch diese damit, dass sowohl für Jamie als auch für Claire ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Beide sind jetzt freier, als sie es noch am Ende der letzten Folge gewesen sind. Frank ist tot, was bedeutet, dass Claire jetzt “frei” ist, um Jamie vielleicht wiederzufinden. Jamie hat zwar seine persönliche Freiheit nicht wiedererlangt, aber er wird auf Helwater freier sein, als er es in den letzten Jahren jemals gewesen ist und so wird aus Mac Dubh, so wie Jamie in Ardsmuir genannt wurde, Alex MacKenzie, auch bekannt als Mac.

Und jetzt freue ich mich auf nächsten Montag, denn endlich sehen wir Roger wieder und ein kleiner blonder Mann stiehlt hoffentlich nicht nur Jamies Herz und sorgt dafür, dass Jamies Überlebensplan endlich zum Lebensplan wird.

Je suis prest!

@ Yvonne Pirch 

P.S.: Wir haben mit dem Ende dieser Folge etwas zu feiern: es ist Bergfest, denn wir haben bereits drei der fünf Folgen gesehen, bis sich Jamie und Claire  in Episode 6 endlich wiederfinden.


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