Episode 405
“Savages”
(Flüchtiges Glück)
Drehbuch: Bronwyn Garrity
Regie: Denise Di Novi
“And I want to hear every word.”
(Murtagh Fitzgibbons Fraser)
ACHTUNG: Der folgende Text enthält Spoiler. Nicht nur Spoiler zur Serie und der aktuellen Folge, sondern auch zu allen Büchern von Diana Gabaldon, die bis zum heutigen Datum erschienen sind.
In dieser Woche treffen wir die Frasers da wieder, wo wir sie am Ende der letzten Episode verlassen haben, aber augenscheinlich ist seitdem etwas Zeit vergangen, denn zwischen den Bäumen stehen keine Fundamentbalken mehr, sondern ein vollständig errichtetes und eingerichtetes Holzhaus (der Begriff Hütte würde dieses tolle Haus eher abwerten). Um es für meine kleine Nitpicker-Seele genauer zu erörtern: auf Frasers Ridge (FR) ist es jetzt Ende Mai 1768, denn auf den Flugzetteln, die Jamie und Ian in Woolam`s Creek verteilen, sind die Termine für die Versammlungen für die potenziellen Siedler von FR für den 25., 26. und 30. Mai angesetzt. Somit sind ca. dreieinhalb Monate vergangen, seitdem Jamie den Vertrag bei Tryon unterschrieben hat.
FR ist von Außen nahezu so, wie ich es mir immer vorgestellt habe, aber von Innen übertrifft es meine Erwartungen gänzlich. Auch wenn es vielleicht schon ein wenig zu perfekt eingerichtet ist, hat sich FR mit dem ersten Blick, den ich in das Haus werfen durfte, auf den ersten Platz meiner Lieblings-Sets katapultiert und Jamies Druckerei vom Podest gestoßen (beide Sets werden auf meiner Rangliste immer noch dicht gefolgt von Master Raymonds Apotheke und der großen Halle in Leoch). Hier findet ihr einen Link für eine kleinen Privatführung von Jon Gary Steele und Stuart Bryce durch Jamies und Claires neues Heim.
Ein großes Lob an Bronwyn Garrity für dieses wundervolle Drehbuch und an Denise di Novi für die hervorragende Regieführung dieser außergewöhnlichen Folge. Beide haben es gleich bei ihrem Outlander Debüt geschafft, eine Episode zu kreieren, die zu einer meiner Liebsten werden könnte, denn sie hat Herz, Seele und so viele unterschiedliche emotionale Momente, die sich alle grundlegend anders anfühlen, aber trotzdem gut miteinander harmonieren. Emotional schwanken wir in dieser Folge von Unverständnis, in der Szene mit Herrn Müller am Fluss, über Entsetzen, wenn Claire Adawehis Skalp in den Händen hält und Sorge, was aus Murtagh und Jamie werden soll, da sie jetzt auf verschiedenen politischen Seiten stehen bis hin zur purer Freude, wenn Jamie, Claire und Murtagh sich endlich wieder in die Arme schließen können. Ach ja und auch die Outlander Animals machen diese Folge noch ein Stückchen perfekter: Rollo, Clarence und die Weiße Sau nehmen endlich alle ihren Platz in der Serie ein und werden uns mindestens noch in den kommenden 2 ½ Staffeln begleiten.
Nina Ayers, Co-Costume Designerin und Terrys rechte Hand, hat über Murtaghs Kostüm folgendes gesagt: Murtaghs Kleidung ist eine Mischung aus der, der europäischen Siedler und der, der Ureinwohner Amerikas und er trägt in der Serie sowohl Kilt als auch die üblichen Breeches. Sein Outfit wird durch ein Stück Tartanstoff, das er auch schon in Ardsmuirs hatte, abgerundet. Murtaghs Tartanbrosche ist mir gar nicht aufgefallen, erst nachdem ich die Anmerkungen von Nina Ayers gelesen habe, konnte ich sie auf dem Bild, das Murtagh während seines Vortrags vor den anderen Regulatoren zeigt, entdecken. Ein wundervoller Gedanke, auf diese Art und Weise zu zeigen, dass Murtagh niemals vergessen hat, wer er ist und woher er kommt und seine Identität nicht nur im Herzen, sondern auch auf dem Herzen trägt.
Auch Briannas Kostüm ist nicht einfach nur ein Kleidungsstück, sondern das Costume Departement hat sich, genau wie bei Murtagh, etwas dabei gedacht. Terry hatte dazu auf Twitter in den vergangenen Tagen einen regen Austausch mit interessierten Fans. Die Idee bei Briannas Kostüm war, dass sie den Entschluss, ihre Mutter zu besuchen, spontan fällt und keine Zeit hat, große Vorkehrungen für ihre Reise in die Vergangenheit zu treffen. Was tut also eine einundzwanzigjährige junge Frau, die von jetzt auf gleich ein Kleid aus dem 18. Jahrhundert braucht? Genau, sie kauft sich eins! Da es aber 1971 weder das WWW noch Amazon Prime gegeben hat, muss sie mit dem Vorlieb nehmen, was gerade in den Bostoner Kaufhäusern angeboten wird. Terry twitterte, dass 1971 Kleider im Retro-Style sehr angesagt waren und Brianna einfach eins von diesen gekauft hat, ohne sich darum zu kümmern, ob das Aussehen des Kleides historisch korrekt ist oder der Rock vielleicht etwas zu kurz geraten ist oder die Stiefel zu braun sind.
Apropos Kostüm: Claires rotes Wickeloberteil, das sie unter anderem in der Szene mit Adawehi trägt, ist wunderschön.
Der Episodentitel “Savages” beschreibt die Handlungsweisen vieler Charaktere in dieser Folge überaus treffend. Ein weißer Mann, der mit allen Mitteln seinen Neubeginn in der Neuen Welt verteidigt, Ureinwohner, die das Gesetz selber in die Hand nehmen oder aber auch Menschen, die bereit sind, für ihre Überzeugung in den Krieg zu ziehen, erinnern uns an das, was Claire bereits in Folge 401, bei dem Dinner der Lillingtons, gesagt hat: “The savage (is) in all of us.”
Frasers Ridge: neue Herausforderungen
Wir starten diese Woche mit Claire und Awadehi, die sich am Fluss gegenüber sitzen und Kräuter binden. Obwohl ihre Unterhaltung größtenteils aus Mimik und Gestik besteht, ist die Wärme und die Freundschaft, die sie füreinander empfinden, unmissverständlich zu spüren. Wenn Awadehi Claire nach Kindern fragt und diese antwortet, dass ihre Tochter sehr weit weg lebt, habe ich den Eindruck, dass Awadehi dem Wind, dem Fluss oder einem anderen Naturgott lauscht und ihr dieser erzählt, dass Brianna nicht so weit weg ist, wie Claire vermutet. “She is here.” sagt sie und Claire versteht es so, dass sie Brianna immer bei sich trägt und fasst sich daher an ihr Herz. Awadehi meint ihr “here” aber nicht im übertragenen Sinne, sondern exakt so, wie sie es gesagt hat, obwohl Brianna rechnerisch noch gar nicht in der Vergangenheit angekommen sein kann – denn laut Skript ist sie 1971 durch die Steine gegangen und die Frasers befinden sich gerade im Jahr 1768 und wenn die Serie auch der 202-jährigen Zeitverschiebung, wie im Buch, folgt, dann wäre Brianna erst 1769 in der Vergangenheit angekommen (Könnt Ihr mir noch folgen?).
Ich mag den Hasen, der am anderen Uferrand sitzt, weil er mich an den Hasen aus Folge 301 erinnert, den Jamie damals auf dem Schlachtfeld von Culloden gesehen hat und der für mich ein Symbol für Claire gewesen ist. Vielleicht ist es hier eine Erinnerung, dass Jamies und Claires Tochter nicht so weit weg ist, wie alle auf FR glauben.
Die folgende Szene im neuen Haus bietet einen perfekten Einblick in das gemeinsame Leben der Frasers, in dem nicht nur ich mich pudelwohl fühle, sondern auch unsere Protagonisten. Während Jamie seinen Hut sucht, packt Claire die Tasche für ihren Hausbesuch bei den Müllers und beide reden einfach über diese unbedeutenden Dinge des Alltags, die zwar klein und unwesentlich sind, aber doch genau das Herz und die Seele von Outlander ausmachen. Jamie und Claire sind romantisch, zärtlich und soooooo wahnsinnig süß verheiratet und es ist alles so bezaubernd und perfekt, dass ich dieser kleinen Sequenz im Haus noch ewig zuschauen könnte.
Jamies Traum über Briannas Muttermal ist fast so wie im Buch und bildet den bittersüßen Abschluss dieser wundervollen Serienminuten. Obwohl Claire ihm niemals von dem Muttermal ihrer Tochter erzählt hat, kann Jamie sein Aussehen exakt beschreiben und weiß auch, dass es von ihren Haaren bedeckt ist. “I kissed her there,” sagt er leise mit einem wehmütigen Lächeln auf den Lippen und Traurigkeit in den Augen. Die Freude, die er nur wenige Sekunden zuvor empfunden hat, als er realisiert, dass er in seinem Traum eine Verbindung zu Brianna hatte und sie wahrhaftig gesehen hat, wird von dem Schmerz, seine Tochter niemals in der Realität küssen zu können, überschattet. Er wird Brianna niemals ein Vater sein können, so wie er niemals Faith in den Armen halten und wie er Willie nur ein paar wenige Jahre begleiten konnte. Die Verbindung, die Jamie zu seinem Ziehsohn Fergus und seinem Ersatzsohn Ian hat, ist das Einzige, was er jemals an Vaterschaft in seinem Leben bekommen wird und obwohl er beide wie sein eigen Fleisch und Blut liebt, wird der Platz in seinem Herzen, auf dem Brianna, Faith und Willie stehen, niemals vollständig ausgefüllt sein.
Mich freut es sehr, Claire bei ihrer täglichen Routine auf FR zu beobachten. Ich werde nicht müde, ihr beim Tiere füttern, stricken, kochen und Whisky trinken zuzusehen und bin dankbar, dass die Serienverantwortlichen uns BL diese wertvolle Momente schenken und das, obwohl diese nicht die Handlung weiterentwickeln, aber doch so wertvoll sind. Ist euch auch aufgefallen, dass Claire bei ihrer Hausarbeit, vor allem bei der Fütterung der Tiere, vom selben Song begleitet wird, wie in Folge 103, wenn sie in dem ehemaligen Sprechzimmer von Mr. Beaton ihrer Arbeit als Heilerin auf Leoch nachgeht? Das Lied hört sich fast exakt genauso an, wie in dieser Episode, nur, dass in Folge 103 das vorherrschende Instrument der Dudelsack ist (wir sind da ja auch noch in Schottland) und in dieser das Banjo spielt. Einfach genial, Bear und ich freue mich wie ein kleines Kind an Weihnachten, dass mir diese Verbindung aufgefallen ist.
Claire meistert die in dieser Folge an sie gestellten Herausforderungen sehr gut. Sie ist weder Super-Claire noch zeigt sie mit ihrem 20. Jahrhundert-Finger auf die Menschen in ihrer Umgebung, sondern sie ist einfach nur Buch-Claire und ist, obwohl in dieser Folge verständlicherweise oft verängstigt, gleichzeitig stark und tapfer. In den Szenen bei der Geburt von Baby Klara ist sie warmherzig und ganz in ihrem Element als Ärztin. Auch in der Konfrontation zwischen Herrn Müller und den Tscherokesen kann sie diese Woche glänzen, denn Claire ist diplomatisch, wirkt beruhigend auf die aufgebrachten Kontrahenten ein und schafft es am Ende, in dieser zum Reißen gespannten Situation deeskalierend zu wirken. Auch liebe ich die kleine Sequenz, wenn Claire in Western-Manier mit dem Gewehr auf dem Schoss im Schaukelstuhl sitzt, um den Dingen, die da kommen werden, nicht wehrlos gegenüber treten zu müssen. All das, was Claire in dieser Folge so überzeugend leistet, kann sie nur tun, weil sie von unserer äußerst talentierten Caitriona Balfe verkörpert wird. An dieser Stelle möchte ich ihr für die erneute Golden Globe Nominierung gratulieren. Well deserved, Cait!!!
Am Ende dieser Folge ergeben die Worte, die Adawehi in der letzten Episode zu Claire gesagt hat, bitterer Weise einen Sinn, denn Claire hat weder an dem Tod ihrer Freundin Schuld, noch kann sie etwas für die Masern, die Petronella und ihr Baby dahingerafft haben. Wenn überhaupt jemand Verantwortung für diese schreckliche Situation übernehmen muss, dann Herr Müller. Er nutzt die Trauer, die er über den Verlust seiner Tochter und seines Enkelkindes verspürt und seinen Glauben an Gott als Vorwand, um sein ins Wanken gebrachtes Bild seiner “weißen” Welt wieder ins Lot zu rücken. Geblendet durch seinen Hass und blind vor Trauer und in der festen Überzeugung, den Willen Gottes durchzusetzen, verliert nicht nur Adawehi ihr Leben, sondern am Ende auch Herr Müller und seine Frau.
Claire ist über das, was sich in dem karierten Tuch befindet, sehr schockiert, weil sie niemals mit dem Skalp ihrer Freundin gerechnet hätte. Allenfalls ist sie wohl davon ausgegangen, dass Herr Müller ihr die Puppe überreicht, die er erst vor einigen Tagen für sein Enkelkind aus Cross Creek mitgebracht hat und die in dieser Woche in den Opening Credits die Hauptrolle spielt. Obwohl ich wusste, was kommen wird, bin auch ich auf die Tuch-Täuschung hereingefallen, denn auch ich habe gedacht, dass sich in dem Stoff die Puppe befindet, bis mich der Anblick von Adawehis Skalp fassungslos gemacht hat. Claires Begräbniszeremonie für das, was von ihrer Freundin übrig ist, ist mit einer sehr großen Sensibilität und einem hohen Maß an Schauspielkunst dargestellt. Sie erweist Adawehi den Respekt, den sie verdient hat und versucht das Verbrechen, das an ihr, und dadurch auch an den Tscherokesen, begangen wurde, durch Liebe und Ehrerbietung wieder gut zu machen.
Wenn Jamie nach Hause kommt, findet Claire in seinen Armen den Trost, die Geborgenheit und die Sicherheit, die sie in den vergangenen Tagen vermisst hat. Jamie war, ist und wird immer ihr Anker im Sturm sein, an den sie sich klammern und festhalten kann, wenn die Welt um sie herum in Stücke zerbricht. Jamie braucht nicht mehr als einen Blick auf seine Sassenach zu werfen, um sofort zu sehen, dass mit ihr etwas nicht stimmt. “Just hold me.” ist Claires einziger Wunsch in diesem Moment, denn für Erklärungen und Worte fehlen ihr nach den Erlebnissen der letzten Tage die Kraft. Sie sehnt sich nach ihrem Fels in der Brandung und nimmt Jamies Umarmung, als eine kurze Flucht aus der grausamen Realität, dankbar und innig an.
Woolam`s Creek: alte Feunde
Jamies Vorhaben in Woolam`s Creek, der nächstgelegenen Stadt, Siedler für sein Land zu finden, scheitert kläglich, obwohl er ihnen je Familie 100 Morgen Land anbietet. Just in dem Moment, in dem Jamie das Wort “Steuern” erwähnt, verlieren alle anwesenden Männer ihr Interesse, weil keiner den korrupten Steuereintreibern von Gouveneur Tryon traut und auch nicht Jamies Versprechen, dass er sie vor Wucher und Willkür beschützen wird. Es ist nicht Jamies Fehler, dass niemand in Woolam`s Creek bereit ist, ein Risiko einzugehen, nur weil ein ehemaliger Jakobit und Highlander ihnen etwas verspricht, denn sie wissen nicht, so wie wir, was er schon alles erdulden musste, weil er sein Wort gegeben hat. Ich denke, dass Fergus mit den Männern aus Ardsmuir mehr Erfolg haben wird, wenn er diese denn ausfindig machen kann, denn sie vertrauen Jamie blind und würden auch dann, wenn sie bereits Opfer der herrschenden Korruption in North Carolina geworden wären, sich in Jamies Obhut begeben. Auch im Buch waren die ersten Siedler auf FR ehemalige Ardsmuir Gefangene und erst später kamen die einen oder anderen “auswärtigen” Farmer dazu.
Übrigens: Wusstet Ihr, dass Jon Gary Steele und sein Team einen Teil des Wilmington Sets in die Straßen von Woolam`s Creek verwandelt hat?
Apropos Woolam`s Creek: Ich wüsste nur allzu gerne, was die lüsterne Ehefrau des ständig nicht anwesenden Silberschmieds für einen Zweck gehabt hat. Sollte sie uns zeigen, wie unwiderstehlich Jamie ist? Braucht sie nicht, wissen wir alle nur zu genüge. Sollte sie uns zeigen, dass Jamie seiner Sassenach immer treu bleibt? Braucht sie nicht, denn er ist zweifelsfrei ohne Fehl und Tadel. Sollte sie uns auf eine in nicht allzu ferner Zukunft stattfindende Begegnung zwischen Jamie und einem Mädchen mit vielleicht zweifelhaften Ruf vorbereiten? Oder aber treffen wir Frau Silberschmied noch einmal an anderer Stelle wieder, denn sie sieht irgendwie nach Ärger aus und könnte nach meinem Gefühl Laoghaire echte Konkurrenz machen. Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung und werde mich einfach überraschen lassen, obwohl es mich schon brennend interessiert. Habt Ihr zur Frau Silberschmied eine Theorie? Wenn ja, bitte immer her damit!
Apropos Schmied: Ich wusste, dass wir Murtagh in dieser Woche wiedersehen werden, aber ich wusste nicht wann und wie und wo. Obwohl ich auf diesen Moment vorbereitet war, hat er mich trotzdem überrascht, denn ich hätte niemals damit gerechnet, dass zuerst Ian auf Jamies Patenonkel treffen wird. Jetzt kann ich nachvollziehen, wie es ist, wenn man eine Stimme hört, die einem geliebten Menschen gehört, denn wir Zuschauer sind in dieser Folge in der Position, in der Jamie in der Druckerei gewesen ist. Es ist ein tolles und überwältigendes Gefühl, wenn man erkennt, dass jemand zu einem spricht, den man lange Zeit vermisst hat. So wird Murtaghs Wucherei und Jamies Wut darüber, dass der Schmied in Woolam`s Creek seinen Neffen über den Tisch gezogen hat, zu dem besten TV Aktions-Reaktions-Moment ever.
Übrigens: Jamie ist zu recht entsetzt über die Summe, die Murtagh Ian abgeknöpft hat, wenn man bedenkt, dass ein Meter wertvolles Brokat-Satin zu dieser Zeit ca. 20 Schillinge kostete bzw. dass das der Wochenlohn eines Handwerkergesellen gewesen ist. Ein Essen in einem Steakhaus, bestehend aus Fleisch, Brot, Bier und Trinkgeld, kostete zur damaligen Zeit ca. 1 Schilling.
Das Wiedersehen zwischen Murtagh und Jamie ist dem von Jamie und Claire in der Druckerei in Staffel 3 sehr ähnlich und ich liebe es, dass die Drehbuchverantwortlichen uns diese Parallele zeigen und damit deutlich machen, dass seine Wiedervereinigung mit Murtagh genauso wichtig ist, wie die mit Claire. Jamie stapft wutentbrannt in die Schmiede und der Moment, in dem er lautstark mit den Worten “Blacksmith! I’m speaking to ye.” seinem Ärger über den Wucherpreis für die Reparatur der Trense Luft macht, ist für mich einer der besten Sätze, wenn nicht gar der beste Satz dieser Folge. Die folgenden Sekunden sind episch – Murtagh, der in seiner Arbeit verharrt, weil er diese wütende Stimme in seinem Rücken kennt, Jamies zu einer Maske erstarrter Gesichtsausdruck, weil er mit dem, was er sieht und dann erkennt, völlig überfordert ist, Murtaghs sanftes, fast gehauchtes “Thank the Lord.” und Jamies tränengefüllte Augen machen diese Szene schlichtweg perfekt. Mein Herz schmilzt dahin und auch ich habe Tränen in den Augen, wenn Murtagh Jamie fest am Arm fasst, weil er nicht glauben kann, dass sein geliebter Patensohn leibhaftig vor ihm steht und erst dann, wenn klar ist, dass der Mensch gegenüber keine Vision ist, fallen sie sich in die Arme. Nicht nur Sam zeigt durch seine Mimik in diesem Moment die emotionale Achterbahnfahrt von Jamie (ich bewundere ihn immer wieder dafür, 500 Emotionen mit nur einem Blick darzustellen), sondern auch Duncan zeigt vor allem durch seine Stimme, wie sehr Murtagh das Wiedersehen bewegt.
“So much to tell you.” sagt Jamie und Murtaghs Antwort “And I want to hear every word.” bricht mir vor Rührung fast das Herz. Wenn sie in der Taverne sitzen, ist es großartig, wie Jamie seine Freude über Claires Rückkehr und seinen Stolz über seine wundervolle Tochte mit seinem Patenonkel teilen kann und Murtaghs uneingeschränkte Freude über Jamies Glück ist einfach wundervoll.
Gut, dass Jamie genauso kleptomanisch veranlagt ist, wie Claire und auch mal ab und an das eine oder andere Stück Hausrat mitgehen lässt, ob nun Spiegel oder Kerzenständer, beides erfüllt in der Serie seinen Zweck. Als Resultat von Jamies Fingerfertigkeit hält Murtagh den silbernen Kerzenständer in den Händen, der einst der Frau, die er über alles geliebt hat, gehörte, um für seinen über alles geliebten Patensohn daraus einen Ring anzufertigen, dem dieser der Liebe seinen Lebens schenken möchte. So schließt sich der Ring Kreis um den Kerzenständer und ich wusste seit Folge 403, dass dieser einen tieferen Sinn haben wird und wir ihn definitiv wiedersehen werden.
Diana hat, als bekannt wurde, dass Murtagh in der Serie Culloden überleben wird, die besorgten und zweifelnden Fans unter uns BL immer beruhigt und gesagt, dass wenn die Serienverantwortlichen Murtagh das Leben schenken, es auf jeden Fall passen wird. Was haben wir spekuliert, wie Murtagh in Jamie und Claires Leben involviert werden könnte, ohne ihr Leben in Bezug auf die Dynamik der Handlung des Buches zu stören und Murtagh als Duncan Innes war einer der meist diskutierten Vermutungen. Aber da haben wir alle wieder einmal die Rechnung ohne die Serienverantwortlichen gemacht, denn ich habe es bereits schon mehrfach erwähnt (und ich werde nicht müde, es immer und immer wieder zu tun, ganz besonders im Hinblick auf die größtenteils ungerechte und harsche Kritik, der Matt, Toni und Co. derzeit ausgesetzt sind), dass im Writers Room verdammt kreative Köpfe sitzen, die wissen und können, was sie tun. Die Idee, Murtagh als Regulator zu zeigen, trifft bei mir auf Anerkennung, weil er durch seine Aufgabe, die er in Woolam`s Creek übernommen hat, weit genug von Jamie und Claire entfernt ist, um nicht, wie befürchtet, die Dynamik der Handlung zu stören, aber immer noch nah genug an FR ist, um dort zu einem gern und oft gesehen Gast zu werden. Etwas Sorge bereitet mir das Konfliktpotenzial, das sich zwischen Jamie und Murtagh entwickeln könnte. Da ich aber den Serienverantwortlichen vertraue und denke, dass sie so viel Weitsicht besitzen und niemals den Weg beschreiten werden, dass sich Jamie und Murtagh aufgrund ihrer unterschiedlichen politischen Positionen voneinander entfremden, ist diese Sorge höchstwahrscheinlich unbegründet. Auch bange ich etwas um Murtaghs Zukunft, denn es würde nichts Schlimmeres für Jamie, Claire, mich und euch alle geben, wenn er einer der Opfer oder Hingerichteten von der Schlacht bei Alamance in Staffel 5 werden würde.
Mir gefällt es, dass Murtagh eine eigene, von Jamie und Claire unabhängige Storyline erhält, da er bis zu dieser Folge immer “nur” an Jamies und Claires Seite gewesen ist, egal, ob in Schottland, in Frankreich und während des Jakobitenaufstands. Murtagh hat sich, bedingt durch seine Deportation nach Amerika und seiner zwölfjährigen Zwangsarbeit und den daraus resultierenden Entbehrungen, wie der Einsamkeit, der Sehnsucht nach seiner Familie und seiner Heimat, in der Vergangenheit von “Where he (Jamie) goes I go” zu “I have grave works here” weiterentwickelt. Er ist vom Beschützer und Ratgeber, der sich meistens im Hintergrund gehalten hat, zum Anführer einer Idee geworden. Murtaghs Leben nach Ardsmuir, das er Jamie und uns in nur wenigen Worten beschreibt, lässt nur erahnen, was er in den vergangenen Jahren, nachdem er und Jamie im Gefängnis getrennt worden sind, durchgemacht hat. Sein Leben war nicht weniger einsam, traurig und verzweifelt, als das von Jamie, aber auch er hat, genau wie sein Patensohn als Drucker und Aufwiegler, eine neue Bestimmung gefunden. Auch wenn wir ihn nicht als Anführer kennen und er in den ersten Staffeln niemals der Mensch gewesen ist, der sich in den Vordergrund gestellt hat, hat er als Sprecher der Regulatoren eine für ihn ausfüllende Aufgabe übernommen. Sein Kampf gegen Korruption, Willkür und die herrschende Klasse in Form der Briten ist für ihn so wichtig geworden, dass er sogar Jamies Angebot auf FR zu leben, ablehnt.
Ich liebe es, wenn Murtagh zur Ridge kommt und den “Boogie Woogie Bugle Boy” aus Folge 114 “The Search” fröhlich vor sich hinpfeift. Das Wiedersehen von Claire und Murtagh ist wundervoll und mir geht das Herz auf, wie er strahlt, wenn er seine “Lass” nach mehr als zwanzig Jahren wieder in die Arme schließen kann.
Inverness: Pastors Katze
In der Zukunft sucht Roger in Inverness (bzw. in Falkland, das als Inverness dient) nach einer Spur von Brianna. Er erfährt, dass sie mit einem Taxi zum CnD gefahren hat – One Way, wie Roger zwar erwartet, aber nicht gehofft hat. Pastors Katze ist eine nervöse Katze!
Außerdem findet er heraus, dass Brianna für ein paar Nächte im Baird’s B&B übernachtet hat, in derselben Pension, in der schon Frank und Claire ihre zweiten Flitterwochen in Staffel 1 verbracht haben.
Am Brunnen von Inverness liest Roger den Brief von Brianna, den er eigentlich erst in einem Jahr hätte bekommen sollen und in dem sie ihm mitteilt, dass sie erfahren hat, dass Jamie und ihrer Mutter etwas Furchtbares passieren wird und dass sie gehen muss, um ihre Eltern zu warnen. Pastors Katze ist eine äußerst besorgte Katze!
“Please don’t try to follow me, Roger.” bittet ihn Brianna. Pastors Katze ist eine entschlossene Katze oder zweifelt irgendjemand daran, dass Roger das genaue Gegenteil machen wird?
Gratulation an Richard, der in der Szene am Brunnen mit so wenig Text doch so viel sagt. Durch seine ausdrucksstarken Augen und seine in sich gesunkene Körperhaltung zeigt er uns, wie jedes Wort, das Brianna an Roger richtet, diesen härter trifft als einen Fausthieb in den Magen. Richard ist optisch zwar nicht mein Buch-Roger, aber das ist schon seit Folge 213 egal, denn seitdem macht er einen fantastischen Job und verinnerlicht die Stärke, Güte und den Sanftmut seines Charakters.
Die letzte Szene in dieser Folge ist wunderbar choreographiert. Wir sehen Brianna in einem etwas zu kurzem und nicht ganz so historisch perfekten Kleid und sie trägt Rogers Armband, das mehr als ihre Worte “I need you to know that I cared about you very much.” zeigt, was er ihr bedeutet. Ich mag es sehr, dass Roger den Brief durch Brianna Stimme hört und wir parallel sehen, wie sie auf dem CnD zu den Steinen geht und….. verschwindet. People disappear all the time!!!
Mit jeder Folge in dieser Staffel fühle ich mich wohler und es ist so wundervoll, endlich mit Jamie und Claire, nachdem sie die Abenteuer, Katastrophen und schweren Zeiten der ersten drei Büchern hinter sich gelassen haben, dort angekommen zu sein, wo sie hingehören – auf Frasers Ridge. Für mich sind in dieser Folge Serien Jamie und Claire so, wie sie sein sollen und wie ich sie aus den Büchern liebgewonnen habe. Sie haben endlich das Heim gefunden, nach dem sie sich ein halbes Leben lang gesehnt haben und haben sich mit ihrem Haus in den Wäldern eine kleine Oase des Glücks erschaffen, an dem sie als Ehemann und Ehefrau zusammen sein und im Kreise ihrer Lieben ein glückliches und zufriedenes Leben führen können. Aber Outlander wäre nicht Outlander, wenn nicht schon wieder das nächste Abenteuer auf unsere Frasers wartet. Ich freue mich, in der nächsten Woche LJ und Willie auf FR begrüßen zu können und wünschte, es wäre schon Montag, denn ich kann es nicht mehr erwarten.
Je suis prest!
@ Yvonne Pirch
Behind The Scences (Drehbuch, Videos, etc.) Folge 405
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